Dormagen: Nachhilfe in Sachen Liebe

Beratung: In einem Mitmach-Parcours zu Aids, Liebe und Sexualität lernen Schüler, wie sie sich vor der Immunschwächekrankheit schützen.

Dormagen. In der kleinen Turnhalle der Herman-Gmeiner-Hauptschule in Dormagen ist es so laut, dass Gabriele Neumann vom Gesundheitsamt in Neuss schon heiser ist. "Worauf muss man bei einem Kondom achten", fragt sie mit leicht krächzender Stimme. "Auf das Datum", ruft einer der Schüler. Und sein Nachbar Florian (17) kramt zu Demonstrationszwecken gleich mal eines aus seinem Portemonnaie hervor. "Dann kannst du uns ja auch zeigen, wie man das richtig benutzt", sagt die Aidsberaterin. Die Jugendlichen lachen. Der junge Mann geniert sich erst, zieht das Präservativ dann aber doch über ein Modell.

Doch was an der Station "Liebe, Sexualität und HIV" noch gut geklappt hat, sieht bei der nächsten Mitmach-Station zum Thema "Übertragungswege" schon ganz anders aus. Auf die Frage, ob man sich beim Küssen anstecken könne oder ob HIV auch durch gemeinsame Toilettenbenutzung übertragen werde, reagieren die Schüler unsicher. "Viele wissen zwar, dass man sich beim Geschlechtsverkehr anstecken kann. Aber wie genau das Virus übertragen wird, wissen nur wenige Jugendliche. Daher ist Aufklärung auch so wichtig", sagt Marly Werdeker von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln.

Einen Beitrag zur Aufklärung soll der Mitmach-Parcours leisten, der zurzeit in Dormagen Station macht. Insgesamt rund 300 Schüler der Herman-Gmeiner-Hauptschule, des Berufsbildungszentrums Dormagen und der Schule am Chorbusch nehmen an dem Präventionsprojekt teil. Roland Titt, Projektleiter: "Jugendliche sind in der Prävention eine wichtige Zielgruppe. Sie wachsen in eine Gesellschaft hinein, in der Aids eine Realität ist. Daher wollen wir ihnen spielerisch vermitteln, wie sie sich vor einer Infektion schützen können."

Doch nicht nur der Schutz vor der Immunschwächekrankheit, sondern auch die Themen Gefühle, Liebe und Partnerschaft werden in dem Parcours behandelt. Bei der Station "Körpersprache zur Sexualität" sollen die Schüler Begriffe wie Liebeskummer und Kuscheln pantomimisch darstellen. Für die 16- bis 17-Jährigen ist das gar nicht so einfach. Kichernd lehnen sie an der Wand, wollen lieber nicht im Mittelpunkt stehen.

Ernst hingegen wird es nochmal an der Station "Leben mit HIV", bei der es darum geht, sich in das Leben eines Infizierten hineinzuversetzen. Die Schüler wirken interessiert, diskutieren mit Joachim Müller sogar über eine Meldepflicht und Beratungsstellen. "Die Bereitschaft der Schüler, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, ist sehr groß", resümiert der Sozialarbeiter.