Grevenbroich/Tarifpoker: Kampf für mehr Geld

Tarifrunde: Rund 100 Beschäftigte bei Intersnack haben gestern ihrem Ärger Luft gemacht.

Grevenbroich. "Die Großen kriegen immer mehr und wir Kleinen bekommen gar nichts", erklärt Hildegard Balve erregt vor dem Tor der Firma Intersnack in Wevelinghoven. Wie die Angestellte machten mit Beginn der Mittagsschicht gestern rund 100 Beschäftigte ihrem Unmut über die laufende Tarifrunde Luft. Sie folgten dem Aufruf der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und ließen ab 13 Uhr für zwei Stunden die Bänder stillstehen.

Die Firma Intersnack habe im vergangenen Jahr eines der besten Geschäftsjahre verzeichnet, heißt es von Seiten der Gewerkschaft. Von Auftragseinbrüchen sei trotz Wirtschaftskrise bisher nichts zu spüren. "Die letzte Tarifrunde hat den Beschäftigten 2008 jedoch ein Minus von 0,2 Prozent beschert", sagt Georg Staniek, Betriebsratsvorsitzender von Intersnack. "Die gesamte Süßwarenindustrie kann sich nicht über zu wenig Aufträge beschweren. Trotzdem ist der Arbeitgeberverband nicht Willens, den Kollegen das tarifliche Mehr zu ermöglichen."

"Die Arbeitgeber spielen die Karte ‚ungewisse Zukunft’", sagt Ina Korte, Geschäftsführerin der NGG für die Region Krefeld-Neuss. "Die Personalkosten sind im Verhältnis zu den Produktionsmengen und Umsätzen deutlich niedriger als in anderen Branchen. Darum kann die Süßwarenindustrie eine Lohnerhöhung locker verkraften", so Korte weiter.

Im vergangenen Jahr seien laut statistischem Bundesamt die Umsätze der Süßwarenindustrie bundesweit von 13,4 auf 14 Milliarden Euro gestiegen. "Die Lohnquote sank jedoch von 11,4auf 11,2 Prozent, der Umsatz pro Beschäftigtenstunden stieg gar um 3,7 Prozent", erklärt die Gewerkschaftssekretärin.

"Am 12. Mai findet die nächste Tarifverhandlung für die Süßwarenindustrie NRW statt. Als eingefleischter Fußballfan weiß ich: Nach der Gelben folgt die Rote Karte. Wenn wir nicht weiterkommen sollten, geht es jetzt auf das Finale zu", warnt Georg Staniek, der das Angebot der Arbeitgeberseite nicht nachvollziehen kann. Das sieht auch Hildegard Balve so: "2,1 Prozent mehr Lohn sind doch unterste Schublade. Das ist was für den hohlen Zahn." Die von der Gewerksschaft geforderten sieben Prozent seien zwar allemal gerechtfertigt, "doch ich wäre schon zufrieden, wenn vorne eine Vier steht".

Auch von der Arbeitgeberseite ließen sich am Dienstag Vertreter vor dem Werkstor sehen. Gelassen beobachtet Personal-Bereichsleiter Joachim Witte das Geschehen: "Streik ist eine legitimes Mittel im Tarifkonflikt. Dennoch denke ich, dass wir mit 2,1 Prozent mehr Lohn ein gutes und realistisches Angebot unterbreitet haben."