Dormagen: Oberstufenschüler forschen im Chemiewerk

Lanxess: Neun Jugendliche nehmen an dem Workshop teil – und quälen sich dafür in den Ferien bereitwillig früh aus dem Bett.

Dormagen. Maximilian Stangier tröpfelt ein wenig Wasser auf ein dünnes Blatt Papier, wartet auf die Reaktion, vergleicht das Resultat mit dem Beispielbild, runzelt die Stirn. "Nein, das war noch nichts", sagt er und gießt mehr Wasser durch den Trichter. Eine seiner Aufgaben: Mit Ionenaustauschharzen, kleinen Kugeln die aussehen wie geschrumpfter Kaviar, soll er das Wasser so filtern, dass es kein Salz mehr enthält.

"Das ist kompliziert", sagt Stangier und seufzt. "Ich hatte mir den Versuch einfacher vorgestellt." Bereut er, sich am Morgen um 6.30 Uhr aus dem Bett gequält zu haben? "Auf keinen Fall", sagt der 18-Jährige und zeigt sich auf einmal sehr unternehmungslustig. "Ich werde im kommenden Schuljahr Chemie als Leistungskurs wählen." Der Workshop bei Lanxess sei dafür der ideale Einstieg.

Neun Schüler aus Dormagen und Krefeld nehmen am H2O(h!)-Workshop des Unternehmens teil. Mitmachen wollten viele mehr. Wie alle Schüler musste Stangier eine Bewerbungsmappe abgeben, um überhaupt eine Chance zu haben. Der Schüler des Leibniz-Gymnasiums konnte mit seinen Papieren überzeugen und darf jetzt, wovon viele Forscher träumen: fünf Tage im Labor experimentieren und ohne Rücksicht auf Finanzen oder Technik Visionen für die Zukunft entwickeln.

Und da gibt es vieles, was die Oberstufenschüler gern umgesetzt wüssten. Sei es die Entwicklung eines Schiffes, das zugleich Wasseraufbereitungsanlage ist und in Krisengebieten eingesetzt werden könnte. Oder die Erfindung von ökologisch neutralen Reinigunginstrumenten, die sich die Natur zum Vorbild nehmen.

"Trinkwasser ist in vielen Ländern knapp. Das Problem wird sich verschärfen. Uns ist wichtig, die junge Generation schon jetzt für dieses Thema zu sensibilisieren", beschreibt Unternehmenssprecher Frank Grodzki das Konzept. Doch auch das Unternehmen profitiert, Stichwort Fachkräftemangel.

"Natürlich wollen wir die Schüler, die an dem Projekt teilnehmen, für Chemie begeistern." Einen Schüler hat Grodzki längst überzeugt. Stangier, der mit seinem weißen Kittel und seiner Sicherheitsbrille wirkt, als gehöre er im Labor bereits zum festen Inventar, kann sich vorstellen, später Chemie zu studieren. Auch Mitstreiterin Lisa Vieg (19) vom Bettina-von-Arnim-Gymnasium kann sich mit diesem Gedanken anfreunden. "Für das duale Studium muss ich mich jetzt bewerben und ich denke, das werde ich."