Dormagen. Im Hühnerstall des Rheinfelder Hofs herrscht Hochbetrieb: 3000 Hennen recken den Hals aus ihren metallenen Käfigen, picken Körner vom Futterband und gackern um die Wette. Landwirt Helmut Heiles sagt: "Sie singen." Auf ihre Stimme kommt es aber gar nicht an. Eier legen sollen die Hennen. Am besten jeden Tag eines. In der Osterzeit könnten es gerne auch mehr sein. Im Hofladen des Familienbetriebes in Dormagen-Rheinfeld finden Eier, gefärbte wie naturbelassene, reißenden Absatz. "In den zwei Wochen vor Ostern steigt der Verkauf um 100 Prozent", sagt Sohn Bruno Heiles. Die Legehennen werden zu Leistungssportlern. Ladehemmung nicht erwünscht. "Die Legeleistung beträgt etwa 75 Prozent", so der 27-Jährige, der hauptverantwortlich für die Eierproduktion im Betrieb ist. Doch selbst 2200 Eier am Tag reichen nicht aus. Heiles sagt: "Wir müssen sogar noch Eier dazukaufen, sonst wären unsere Vorräte schon weg." Menschen sind Eierköpfe: 205 Hühnereier verzehrt der Durchschnittsdeutsche im Jahr, im Ostermonat drei mehr als in anderen. Das hat die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) für landwirtschaftliche Erzeugnisse ermittelt. Im Rhein-Kreis Neuss brüten nach Angaben der Kreisbauernschaft 75 000 Hennen in etwa 100 Betrieben.
Ab der 30. Lebenswoche laufen sie zur Hochform auf
Das Ostergeschäft will punktgenau geplant sein. Ab Januar wird aufgestallt am Rheinfelder Hof. Dann liefern im Abstand von jeweils zwei Wochen Junghennenzüchter aus Wuppertal und Coesfeld drei Mal 400 Tiere. S ie sind dann etwa 20 Wochen alt, legen noch kleine Eier, und das nicht jeden Tag. Um für die heiße Zeit einen Vorrat zu produzieren, reicht es. In Hochform präsentieren sie sich zwischen der 30. und der 34. Woche - pünktlich zu Ostern. Dann liegt ihre Legequote bei rund 90 Prozent, die Eier erreichen die volle Größe. Im Betrieb der Heiles’ sind acht verschiedene Altersgruppen eingestallt, so werden Eier in allen Größen von S bis XL angeboten. Ein Ei, das Heiles morgens um Acht einsammelt, kann nach Wiegen und Markieren noch am selben Vormittag über die Ladentheke gehen.
Getreide, Mais und Mineralien für eine maximale Legequote
Es gibt Tricks, der Leistung der Tiere etwas nachzuhelfen. Das Licht im Stall bleibt abends schon mal länger an, und das Futter läuft fünf statt vier Mal übers Band. Aus Weizen und Gerste, Mais und Mineralstoffen besteht das Kraftfutter, dazu kommt Soja oder Raps. "Nach Ostern brauchen die Tiere dann aber Erholung von der hohen Belastung", so Bruno Heiles, der seinerseits angesichts 14 Stunden langer Arbeitstage nicht über mangelnde Beschäftigung klagen kann. Damit ist es am Dienstag nach Ostern prompt vorbei. "Dann kann niemand mehr Eier sehen", sagt Heiles lachend. Die Hennen ereilt derweil schleichend das Karriereende. Sie legen noch ein halbes Jahr lang mit abnehmender Formkurve Eier. Dann geht’s zum Schlachter. Und schließlich als Einlage in die Mittagssuppe von Familie Heiles.