Dormagener Handballern bleibt keine Zeit zum Durchatmen

Der TSV muss in der Zweiten Bundesliga zwei Spiele innerhalb von nicht einmal 48 Stunden bestreiten. Drittligist NHV fährt nach Minden.

Foto: Michael Jäger

Dormagen/Neuss. Gesund und vernünftig ist es sicher nicht, was sich die Handball-Bundesliga (HBL) in dieser Saison für ihre Zweitligisten ausgedacht hat: Um die Saison mit 40 Punktspielen überhaupt zu bewältigen, wurden sechs Doppelspieltage ins Programm genommen, an denen die (meisten) Teams zwei Mal innerhalb von nicht einmal 48 Stunden aufs Parkett müssen. Vor allem die Trainer betreten dabei Neuland: „Die Vorbereitung auf gleich zwei Spiele ist extrem schwierig“, sagt Jörg Bohrmann, dessen TSV Bayer Dormagen gestern Abend bei der HG Saarlouis gastierte (Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest) und am Sonntag (17 Uhr) die Handballfreunde Springe im Bayer-Sportcenter empfängt. „Es ist schwer, die richtige Mischung zu finden“, weiß er, „man muss aufpassen, dass man die Mannschaft nicht mit zu viel Informationen über den einen Gegner überfrachtet und den anderen darüber vernachlässigt.“

Vor allem dann, wenn man beiden Spielen den gleichen Stellenwert zubilligt. Was Bohrmann zunächst einmal tut: „Das sind beides Gegner unserer Kragenweite. Wenn wir da unsere Top-Leistung abrufen, haben wir beide Male die Chance, zu punkten“, stellt er fest. Dumm wäre es natürlich, wenn man beide Male gut mithält, am Ende aber die Kraft für ein Erfolgserlebnis fehlt. Bohrmann will deshalb „im Spiel flexibel reagieren“. Soll heißen: Sollte er früh merken, dass der TSV chancenlos ist, will er versuchen, Kräfte für das Heimspiel am Sonntag zu sparen. Was angesichts des weiterhin ausgedünnten Kaders sicher vernünftig ist: Max Bettin, Pascal Noll und Marijan Basic fehlen noch immer, Dennis Marquardt „kann vielleicht ein paar Minuten spielen, um die anderen zu entlasten“, hofft der Trainer mit Blick auf seinen Kapitän und Abwehrchef. Jo-Gerrit Genz steht nach überstandenem „Pferdekuss“ wieder zur Verfügung.

Nach einem durchwachsenen Saisonstart gilt es jetzt für den Neusser HV: Wenn er wirklich zu den Spitzenteams der Dritten Handball-Liga gehören möchte, muss er mit einer positiven Bilanz aus den kommenden drei Partien beim TSV GWD Minden II, der SG Schalksmühle-Halver und gegen den TV Korschenbroich kommen. „Wenn wir unsere Leistung abrufen, sind wir ganz schwer zu schlagen“, glaubt Trainer René Witte, der aus den beiden Auswärtsniederlagen in Logerich und Krefeld den Schluss gezogen hat, dass seiner eigentlich sehr erfahrenen Mannschaft in den entscheidenden Spielphasen die Cleverness gefehlt hat: „Wir müssen noch lernen, auch in brenzligen Phasen einen kühlen Kopf zu bewahren und unsere taktische Marschroute trotz aller Widrigkeiten weiterzugehen.“

Aus den bisherigen Ergebnissen des morgigen Gegners, der Mindener Reserve (Kampa-Halle, 14 Uhr), wird man nicht so recht schlau: Einerseits wurde Longerich mit 38:25 deklassiert, andererseits ging die Mannschaft von Trainer Markus Ernst sowohl in Aurich (22:30) als auch gegen Krefeld (20:28) unter und gewann in Ratingen erst in buchstäblich letzter Minute mit 26:24. Der NHV kann morgen wohl wieder auf Neuzugang Bennet Johnen (zuletzt Muskelverletzung) zurückgreifen. Als Saisonziel hat Witte nun einen Platz unter den ersten fünf Mannschaften vorgegeben: „Wenn das so kommt, dürfen wir zufrieden sein.“