Ein Bad, das die Stadt nicht braucht?
Die Verwaltung will aus Kostengründen schließen, der Protest ist groß.
Neuss. Braucht die Stadt drei Bäder? Zwei reichen auch, meint der Bürgermeister - vor allem in Zeiten strikter Haushaltsführung, in denen überall nach Einsparmöglichkeiten gesucht wird. Auf der Streichliste der Verwaltung steht das Stadtbad. Ob die Politik dem folgen wird, scheint allerdings fraglich. Schulen und Schwimmvereine machen mobil.
2003 wurden die drei Bäder für einen Euro an die Stadtwerke übertragen. Die Kosten für die überfälligen Modernisierungen konnten mit den Gewinnen aus dem Energiegeschäft verrechnet werden, so sparten die SWN zudem noch Steuern.
Etwa 18 Millionen Euro sind seitdem ins Nord- und Südbad geflossen, die sich zu attraktiven Spaßbädern entwickelt haben. Für das Sport- und Schulschwimmen blieb das Stadtbad - das einzige mit 50-Meter-Becken.
Etwa 500.000 Euro haben die Stadtwerke hier investiert. "Das Bad ist noch nicht durchsaniert", erklärte Stadtwerke-Chef Heinz Runde bei der Vorstellung der - sehr guten - SWN-Bilanz 2009. Er stellte aber auch klar: "Es ist unser Interesse, unsere Geschäftsfelder zu behalten. Wir werden das Bad weiter betreiben. Falls uns die Stadt nicht anweist, es zu schließen." Derzeit würden Betriebskosten für die Stadtverwaltung erhoben. Die Rede ist von einem jährlichen Zuschussbedarf von 500.000 Euro.
Strikt lehnt die SPD eine Schließung des Bads ab; "alle Fakten sprechen dagegen", erklärt Fraktionschef Reiner Breuer. Er hält einen solchen Beschluss für "politisch nicht durchsetzbar". Auch die Grünen sehen "weder Notwendigkeit noch Sinn" in einer Schließung, so Fraktionsvorsitzender Michael Klinkicht.
Die Stadtwerke, die gerade ein ausgezeichnetes Ergebnis vorgelegt hätten, müssten die Bäderverluste kompensieren. Die FDP wiederum zeigt sich erstaunt über die Absichten der Verwaltung, zumal die bisher keine Kosten- und Ertragsrechnung für das Stadtbad vorgelegt habe.
Möglicherweise seien die Defizite gar nicht die eigentliche Triebfeder für die Schließung des Bades, mutmaßt Fraktionsvorsitzender Heinrich Köppen: Das Interesse der Ratshausspitze werde wohl durch das innerstädtische Filetgrundstück geweckt. Für einen solchen Schnellschuss sei die FDP jedenfalls nicht zu haben.
Karl Heinz Baum, Vorsitzender der CDU-Fraktion, stellt die Frage, ob das Stadtbad tatsächlich gebraucht werde. Kaum eine Stadt wie Neuss leiste sich drei Bäder. Auch er verweist auf die Lage: Die sei in Hinblick auf eine künftige Wohnbebauung gewiss nicht unattraktiv. Eine Entscheidung in der CDU ist allerdings noch nicht gefallen, man will zunächst mit Schulen und Vereinen sprechen.
Reiner Breuer (SPD) will in der ganzen Stadtbad-Diskussion noch eine andere Möglichkeit nicht ausschließen: Vielleicht wolle sich am Ende jemand als Retter aufspielen. Oder es gehe tatsächlich um eine Schließung der Eissporthalle. Das habe Bürgermeister Herbert Napp vor kurzem bei einem Treffen mit der SPD-Fraktion angesprochen.