Neuss: Kunstnacht im Bunker

Das Projekt „Neusser Räume“ macht unbelebte Orte in der Innenstadt zugänglich.

Neuss. Düster, beengend, stahlverstärkt. Die Türen des Atombunkers unter dem Rathaus, geplant in Zeiten des Kalten Krieges und fertiggestellt lange, nachdem die Mauer fiel, sind meist geschlossen. Nicht so in den nächsten Tagen. Dann werden Stadt, die Neuss Düsseldorfer Häfen und Neuss Marketing in der Innenstadt auch deren sonst unbelebten Räume lebendig machen.

"Neusser Räume" nennt sich das Projekt, das Bunker, Container oder Parkhaus zur Aktions- und Spielfläche macht. Beispiel Bunkernacht am Freitag, 23.Juli: Licht-, Klang- und Kunstinstallationen lassen tief unter der Erde Räume entstehen, in denen sich der Besucher erst zurechtfinden muss. "Der Bunker ist ein klaustrophobischer Ort", sagt Detlef Fleischer, der das Konzept mit entwickelt hat. "Aber auch faszinierend."

In kleinen Gruppen werden die Gäste durch die Gänge geführt, versammeln sich anschließend auf Deck2 des Rathaus-Parkhauses, wo unter anderem die Künstlergruppe Insektopia ihren Auftritt hat. Dort sind auch ein unterirdischer Biergarten und eine Partyzone eingerichtet.

An frischer Luft können die Besucher am Tag darauf feiern. Dann lädt der Hafen zwischen 11 und 18Uhr zum Familienfest mit Musik und Kinderprogramm auf zwei Bühnen und einer Lokomotivausstellung mit der historischen Dampflock Schluff auf den Wendersplatz.

Im Hafen ansässige Unternehmen stellen die Seecontainer, die ab 28.Juli nach und nach auf dem Münsterplatz, dem Platz vor dem Weissen Haus und in der Innenstadt zwischen Marienkirchplatz und Klarissenviertel einen Standort finden. Die Container werden zur Bühne: Künstler spielen Theater, erzählen Märchen und stellen ihre Arbeiten aus - wie der Fotograf Josef Thiel, der sich mit dem Thema "Neusser Räume" auseinandersetzt.

"Dundu", eine von fünf Akteuren bewegte Großpuppe, wird wird das Container-Projekt um 12.30Uhr eröffnen. Höhepunkt ist ein Auftritt des Theaterensembles "Die Stelzer", die am Samstag, 31.Juli, zwischen den Containern auf dem Münsterplatz ihre Version von Richard Wagners "Rheingold" aufführen.

Enden wird die Veranstaltungsreihe mit den "Nüsser Genüssen", einem Gourmet-Markt auf dem Freithof, auf dem die Händler Gerichte aus der Region anbieten.

Mit diesem aufwändigen Konzept konnten die Veranstalter auch das Land NRW überzeugen. Das hatte zum elften Mal zur City-Offensive "Ab in die Mitte" aufgerufen. 40 Städte hatten sich um Fördergelder beworben, Neuss mit "Neusser Räume" und 19weitere Städte bekamen den Zuschlag und damit Fördermittel zugesprochen, die 50Prozent der Veranstaltungskosten decken. 40Prozent der Kosten werden die Sponsoren übernehmen, den Rest die Stadt. "Das ist ein wunderschönes Sommerprojekt", wirbt Stadtsprecher Michael Kloppenburg für die Veranstaltung.