Endstation soll Kaarster Rathaus sein
Kaarst. Ein Linienbus, der quer durchs Stadtgebiet fährt — die perfekte Kulisse, um mit einem Menschen über seine Pläne zu sprechen, der genau dorthin will, ins Rathaus, vierte Etage, Bürgermeisterbüro.
Franz-Josef Moormann wird am 20. Oktober seinen Schreibtisch räumen. Christian Gaumitz will ihn beerben. Erstmals in der Geschichte der Stadt tritt ein gemeinsamer Kandidat von SPD, Grünen, FDP, Zentrum und UWG gegen eine CDU-Kandidatin im Rennen um den Verwaltungschefposten an. „Kaarst“, sagt Christian Gaumitz, „ist meine Heimat. Ich bin hier aufgewachsen und zur Schule gegangen, ich sitze seit 16 Jahren in Stadtrat, in dem sich eine Mehrheit jenseits der CDU zusammengefunden hat. Es ist Zeit, Kaarst neu zu denken, und das will ich tun.“
In der Stadtmitte zum Beispiel. Dort, wo der 36-Jährige den größten Teil seiner Kindheit und Jugend verbracht hat. Die Politik ist sich einig: Da muss sich bald etwas tun. Stichwort: Aufwertung und Stärkung des Einzelhandels. Die „860“ setzt sich in Bewegung. Im Rückspiegel verschwindet das Martinuscenter, das städtebauliche Sorgenkind. „Wir haben vor zehn Jahren schon einmal einen ,Masterplan Stadtmitte’ gehabt“, sagt Christian Gaumitz. Umgesetzt worden ist seither nichts.“ Nun soll es ein integriertes Handlungskonzept geben. Ideen dafür liegen bereits vor. „Wir müssen dringend schauen, dass wir das Maubiscenter und Stadtmitte verbinden und zukunftsfest machen“, sagt Gaumitz. „Wir haben in Kaarst sehr viele inhabergeführte Geschäfte, die wir erhalten wollen, für die das Überleben aber auch immer schwieriger wird.“
Die Stadtmitte liegt Christian Gaumitz am Herzen. Nach dem Abitur am Albert-Einstein-Gymnasium hat er Zivildienst geleistet, dann eine Ausbildung zum Rettungsassistenten und schließlich ein Jura-Studium abgeschlossen. Wo er früher gekickt hat, auf dem Gelände des jetzigen Aschesportplatzes, schwebt ihm heute ein Bildungszentrum vor. Eine neu gebaute Grundschule „Stakerseite“, Ogata, Kita und eine Mensa sollen eine Einheit bilden. „Der Ascheplatz ist sehr groß und wird in dem Maß, wie er jetzt vorliegt, nicht mehr gebraucht“, sagt Gaumitz. Der Bus hält am Vorster „Kirmesplatz“. Über den Bau eines Jugendzentrums dort wird in Kaarst bald schon so lange gestritten, wie Christian Gaumitz für die Grünen im Stadtrat sitzt. „Seit 15 Jahren kämpfen wir darum, dass die Jugend endlich aus dem Keller in die Mitte kommt, wir haben ein breites Beteiligungsverfahren und eine Umfrage unter den Kindern und Jugendlichen durchgeführt, die den Standort favorisiert haben“, sagt er. „Nun geht es darum, am ausgewählten Standort am St.-Eustachius-Platz so verträglich wie möglich zu bauen. Einen Standort hinter der Grundschule lehne ich — ebenso wie die betroffenen Kinder und Jugendlichen — ab. Dort wird noch die Offene Ganztagsgrundschule errichtet werden und der Bolzplatz muss unbedingt erhalten bleiben.“ Mehr Akzeptanz bei den Anwohnern, glaubt Gaumitz, könnte eine geänderte bauliche Anordnung des Jugendzentrums — von der Wohnbebauung abgewandt — bringen. „Abgesehen davon“, sagt er, „soll dort Jugendarbeit gemacht und kein Partyzentrum errichtet werden. Eine Bebauung an dieser Stelle war von Anfang an vorgesehen und mit der Sparkasse hätten wir eine wirtschaftliche Lösung mit einem starken Partner.“
Mit 36 Jahren sieht sich der Kaarster als möglicher künftiger Bürgermeister noch „nah genug dran“ an der Jugend und jungen Familien, aber auch nicht zu weit weg von jenen, die nicht mehr im Beruf, dafür aber mitten im Leben stehen. „Die Entscheidung, zu kandidieren“, sagt er, „war ein Prozess, der sich aus den veränderten Mehrheitsverhältnissen im Rat ergeben hat.“ Aus Liebe zur Politik und aus Liebe zur Stadt.
Die Beteiligung der Bürger ist Gaumitz besonders wichtig. „Als Bürgermeister will ich Prozesse aktiv moderieren und Ideen einbringen“, sagt er. „Aber wir müssen auch Initiativen und Bürgerschaft in die Entscheidungen einbinden.“ Zum Beispiel beim Thema „Nahversorgung“. Nächster Halt: Büttgen. „Bei der Planung des Ersatzes für den ,Kaiser’s’-Markt im Norden sollten wir aus den Fehlern lernen, die am Berliner Platz gemacht wurden“, betont der Bürgermeisterkandidat. „Der Standort des alten Feuerwehrgerätehauses ist eine Alternative, falls die Verhandlungen mit dem Eigentümer der Immobilie an der Luisenstraße scheitern.“