BKG der Heimatfreundewird wohl aufgelöst
Neuss. Drei Monate vor dem Beginn der Session liegt die fast 100 Jahre alte Brauchtums- und Karnevalsgruppe (BKG) der Vereinigung der Heimatfreunde am Boden. Bei der Jahreshauptversammlung am Mittwoch fand sich unter den acht anwesenden Mitgliedern niemand, der für ein Vorstandsamt kandidieren wollte.
Nachfragen zur Zukunft der Veranstaltungen — allen voran des „Nüsser Ovends“ — wurden nicht beantwortet und nur ein einziger echter Beschluss formuliert: Die BKG wird als eingetragener Verein aufgelöst, das Experiment einer nicht allein wirtschaftlichen Selbstständigkeit nach nur drei Jahren beendet. Diesen Beschluss muss noch eine außerordentliche Versammlung bestätigen.
Mit der Auflösung soll ein Neustart initiiert werden. So will BKG-Präsident Gert Harbaum versuchen, die BKG wieder unter das Dach der Heimatfreunde zu bringen. Das mit dem eingetragenen Verein sei nur „eine Juxidee von neuen Leuten gewesen“, sagt Harbaum, die aber „der Gemeinschaft nicht gut getan hat“.
Im Stammverein gibt man sich reserviert. Die Heimatfreunde hätten zwar auch die Aufgabe, das Brauchtum zu pflegen, sagt deren Vorsitzender Christoph Napp-Saarbourg, mit der BKG habe man aber formell nichts zu tun. Und die BKG-Veranstaltungen zusätzlich zu organisieren, werde der Heimatfreunde-Vorstand nicht leisten können. Napp-Saarbourg glaubt an einen „vernünftigen Weg“. Zu dieser Vernunft gehöre auch, den Neustart nicht mit der Organisation von Großveranstaltungen wie dem „Nüsser Ovend“, der zudem zuletzt ein Verlustgeschäft war, zu befrachten. Dass es den 2016 gibt, daran glaubt auch im Elferrrat kaum jemand. Selbst wenn Harbaum tapfer sagt: „Der Termin ist noch nicht abgesagt.“
Aber ob man darauf noch hoffen darf? „Wir wollen sehen, welchen Platz wir in der Neusser Gesellschaft einnehmen und welche Veranstaltungen wir weiterführen können“, sagt Harbaum. Er kann sich vorstellen, neue Veranstaltungsformen zu entwickeln.
Jakob Beyen, Präsident des Neusser Karnevalsausschusses (KA), zeigt sich tief enttäuscht über die Entscheidung BKG der Heimatfreunde, den Verein aufzulösen. Man habe der BKG immer Hilfe angeboten, sagt der Chef des Dachverbandes der meisten Neusser Karnevalsvereine, doch die sei nicht angenommen worden. Die Entscheidung sei unprofessionell, so Beyen, der nun um den Fortbestand vor allem des „Nüsser Ovend“ bangt. KA-Vize Rainer Franzen, in diesem Jahr schon als Sitzungspräsident eingesprungen, würde wieder helfen, sagt Beyen.