Neuss nimmt neue Flüchtlinge auf
Stadt musste nun 21 weitere Asylbewerber dauerhaft unterbringen. Weitere folgen. Im „Alexius“ gibt es mehr Platz.
Neuss. Der Zustrom an Flüchtlingen hat nun auch Neuss erreicht. Die Stadt musste die ersten 21 Asylbewerber dauerhaft in ihren Einrichtungen unterbringen. Das sind die ersten Flüchtlings-Zuweisungen vom Land in diesem Jahr. Die Männer und Frauen wurden in der städtischen Einrichtung am Berghäuschensweg untergebracht, teilte Sozialdezernent Stefan Hahn am Rande der Bürgerinformationsveranstaltung am Mittwochabend in Rosellen mit.
Hahn informierte die Bürger über die 27 geplanten Standorte für Notunterkünfte. Er berichtete aber auch von einer Aufstockung der Flüchtlingszahlen im ehemaligen St.-Alexius-Krankenhaus auf „bis zu 800“.
Bisher hatte Neuss keine Zuweisungen vom Land erhalten, weil die inzwischen mehr als 500 Plätze in der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes (ZUE) im ehemaligen „Alexius“ auf die Aufnahmeverpflichtungen der Stadt angerechnet werden. Dieser „Bonus“, den andere Städte und Gemeinden nicht haben, war im Juli aber aufgebraucht. Denn der abgelaufene Monat hat alle Erwartungen in Deutschland und damit auch in Neuss gesprengt.
Stefan Hahn, Sozialdezernent
Allein im Juli kamen 78 000 Asylsuchende nach Deutschland. Dementsprechend hätte die Stadt Neuss über die Menschen in der ZUE hinaus 150 Flüchtlinge unterbringen müssen. Das ist dreimal so viel, wie noch vor wenigen Wochen erwartet worden war. Erst Anfang Juli hatte die Stadt die erwarteten Zuweisungen von 50 auf 70 im Monat nach oben korrigiert. „Der Juli hat die Situation dramatisch verschärft“, sagte Hahn.
Unterdessen beginnt in Kürze am Nordpark der Bau der ersten Notunterkunft. Die Container seien bestellt, im Oktober sollen sie bezugsfertig sein.
Dann könnten die derzeit noch 230 freien Plätze in den städtischen Einrichtungen bereits belegt sein. Die Aufstockung der Kapazitäten in der ZUE könnte der Stadt etwas Luft verschaffen. Ab der kommenden Woche stehen dort auch die Räume im Dachgeschoss des Hauses zur Verfügung. Eine Begehung mit der Bauaufsicht habe stattgefunden, berichtet Rechtsanwalt Jost Paul, der im Auftrag der Alexianerbrüder als Hausherr mit dem Land verhandelt. Es seien nur kleinere Umbauten nötig. Damit kann die Zahl der Flüchtlinge in diesem Haus auf bis zu 700 erhöht werden.
Die Bitte dazu hatte die Bezirksregierung Arnsberg an den Orden gerichtet, bestätigte Pressesprecher Christoph Söbbeler. Der Orden habe Entgegenkommen gezeigt.
Mit diesem Schritt sind die Möglichkeiten des Standortes noch nicht ausgereizt. Es gebe Überlegungen, so Paul, das alte Schwesternwohnheim direkt an der Nordkanalallee zu belegen, in dessen 40 Appartements 80 Flüchtlinge unterkommen könnten. Dieses derzeit ungenutzte Gebäude ist aber schon von der Strom- und Wärmeversorgung abgetrennt, müsste deshalb neu angeschlossen werden. Das könnte im September spruchreif werden, sagt Paul.
Noch nicht ganz so weit gediehen sind die Überlegungen, auch auf die alte Aufnahmeklinik im Garten des „Alexius“ zuzugreifen. Sie könnte noch einmal Platz für 100 Menschen bieten. Diese Nutzung hält Paul für bis zu zwei Jahre denkbar — auch nach dem Verkauf des „Alexius“ an den Neusser Bauverein.