Grevenbroich: Wahlkampf geht in die heiße Phase
Bürgermeisterin Kwasny hat ihre Wahlkampagne beschleunigt. Klaus Krützen verzichtet auf das SPD-Logo.
Grevenbroich. Von wegen „Sieben Kandidaten, sieben Köpfe“: Es gibt Straßenzüge, da wird es ganz schön unübersichtlich. Wahlplakat an Wahlplakat reiht sich da, und weil Bürgermeisterin Ursula Kwasny anfangs darauf verzichtet hat, ihr eigenes Konterfei auf Plakaten im Stadtgebiet zu zeigen, ließ sie zunächst ausgesuchte Grevenbroicher für sie werben. Das bedeutet noch mehr Köpfe. Da wird etwas fast übersehen: Der Bürgermeister-Wahlkampf kommt in Grevenbroich beinahe ohne Parteilogo aus.
Inzwischen hängen auch die ersten Plakate mit Porträtfotos von Kwasny — und sie ist die einzige aus dem Kandidatenkreis, die aufs Logo setzt. „Ich stehe zu meiner Partei“, argumentiert sie. Eigentlich wollte die Bürgermeisterin die Poster mit ihrem eigenen Konterfei erst zwei Wochen vor dem 13. September aufhängen lassen — so sah es Ursula Kwasnys Wahlkampfstrategie vor. Dass die Plakate nun schon einen Monat früher im Stadtbild hängen, hat einen Grund: Die Wevelinghovener CDU war offenbar übereifrig — und ist versehentlich vorgeprescht. Jetzt müssen die anderen Ortsverbände nachziehen. Die Bürgermeisterin nimmt’s gelassen: „So spielt das Leben.“ Die Wevelinghovener CDU hat damit das einzige Parteilogo in den Bürgermeisterwahlkampf gebracht. Natürlich versteht sich von selbst, dass die vier Einzelbewerber Dirk Heyartz, Michael Zimmermann, Daniel Habicht und Hans-Günter Schönaich mangels Parteizugehörigkeit auch kein Parteilogo aufs Plakat drucken. Aber dass es Klaus Krützen (SPD) nicht verwendet, ist dann doch nicht so selbstverständlich. „Eine Bürgermeisterwahl ist eine Personenwahl — und als Bürgermeister ist man ohnehin überparteilich“, erklärt er. Mit dem Verzicht aufs Logo setzt er selbstbewusst auf die eigene Bekanntheit.
Dabei vollzieht Krützen einen interessanten Schachzug. Indem er das Logo ausklammert, rückt der eigene Name als Marke stärker in den Mittelpunkt. Das Kalkül: Krützen muss traditionelle SPD-Wähler nicht mit dem Partei-Kürzel bezirzen. Die Überzeugung: Die Basis mobilisiert er auch so. Und da er von Grünen, Linke und FBG unterstützt wird, verzichtet der Sozialdemokrat auf einen „Logo-Salat“. Das soll die Wahlplakate übersichtlicher machen. Bei denen gilt: Jeder überflüssige Ballast ist hinderlich. Wahrgenommen werden sie im Vorbeifahren beziehungsweise -gehen. In Sekundenschnelle müssen sie Aufmerksamkeit erzeugen. Ein Kopf, einige Schlagworte — mehr bedarf es nicht.
Doch Wahlerfolg ist ein Miteinander aus Programm und Aufmerksamkeit. Vor allem die Entscheidung von Martina Suermann (Mein Grevenbroich) scheint daher unkonventionell. Sie ist die Dritte im Bunde der Bewerber ums Bürgermeisteramt, die eine Ratsfraktion im Rücken hat — und verzichtet komplett auf „Kopf-Plakate“. „Die Bürger werden schon genug zugeballert“, sagt sie. „Wir haben uns ein paar Überraschungen überlegt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.“ Zunächst möchte sie ein Programm liefern, das in der nächsten Woche an die Haushalte verteilt wird.