Auf den TSV wartet eine schwere Saison

Dormagen. Es hat schon fröhlichere Pressekonferenzen zum Saisonauftakt im Bayer-Sportcenter gegeben. Das Paradoxe dabei: Während der vor drei Jahren gerade noch am Leben erhaltene Patient namens Spitzenhandball beim TSV Bayer Dormagen auf wirtschaftlich immer standfesteren Füßen steht, bereitet eine Woche vor dem Meisterschaftsstart (21.

Foto: Zaunbrecher

August, 19 Uhr) gegen Zweitliga-Aufsteiger TuS Ferndorf die sportliche Situation einiges Kopfzerbrechen.

„Wir sind zu dünn aufgestellt, mit dem Kader stehen wir diese Mammutsaison nicht durch“, sagt Trainer Jörg Bohrmann mit Blick auf die 40 Meisterschaftsspiele zwischen dem 21. August und dem 5. Juni. Seine vier Abgänge hat der TSV zwar durch ebenso viele Zugänge kompensiert, doch unter denen sind in Fredrick Genz, Jan Jagieniak und Julian Mumme drei 18-Jährige, die erst behutsam an das Niveau der Spielklasse herangeführt werden sollen.

Bisher einziger externer Zugang ist der estnische Nationalspieler Mikk Pinnonen, der mit seinen 24 Jahren auch noch nicht zu den „alten Hasen“ gehört. Erschwert wird die Lage durch zum Teil gravierende Verletzungen, die sich vier seiner Schützlinge in der Saisonvorbereitung zugezogen haben. „Und das geht nicht nur uns so“, weiß Bohrmann und führt die große Zahl der bereits vor dem Meisterschaftsstart ausfallenden Spieler auf die hohen Belastungen zurück: „Wir spielen von Mitte August bis Anfang Juni, dann bereiten wir uns sechs Wochen auf die nächste Saison vor — wann soll man sich da noch erholen?“

Ein Grund für ein mentales Loch in der Vorbereitung sei der „Schock über die Langzeitausfälle zweier nicht ersetzbarer Spieler“ gewesen: Maximilian Bettin (der gebrochene Mittelfinger der rechten Hand wurde inzwischen operiert) und Pascal Noll (Riss des Innen- und Außenbandes am linken Fuß) stehen frühestens im November zur Verfügung. Weniger schlimm seien die Blessuren seiner Torleute. Bohrmann hofft, Sven Bartmann (Wirbelverschiebung) und Max Jäger ( Außenband-Abriss) zum Saisonauftakt einsetzen zu können. Am heute mit der Partie gegen Drittligist TV Kirchzell startenden Pokalwochenende müssen Fredrick Genz und ein noch zu bestimmender weiterer Jugend-Torwart die Arbeit zwischen den Pfosten erledigen.

„Unsere Personalplanungen sind deshalb noch nicht abgeschlossen“, verrät Handball-Geschäftsführer Björn Barthel angesichts der Lücken im Kader, verhehlt aber auch nicht, wie schwierig die Suche auf dem Spielermarkt sei: „Fast alle suchen noch.“ Bohrmann erzählt von einem „erfahrenen deutschen Spieler“, der durchaus bereit sei, nach Dormagen zu kommen. „Aber der hat Angebote von 25 Vereinen.“ Und nicht überall, ist er überzeugt, werde so solide gewirtschaftet wie am Höhenberg: „Wir kaufen keinen Spieler auf Pump. Wenn wir jetzt einen holen, muss seine Finanzierung bis zum Saisonende gesichert sein,“ sagt Björn Barthel.

Wobei die wirtschaftlichen Eckdaten — „wir sind gesund und verfügen über ein positives Eigenkapital, was nicht viele in der Zweiten Liga von sich behaupten können“ (Barthel) — durchaus erfreulich sind: Der Etat beträgt 670 000 Euro, das sind 130 000 mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Weil der bis Saisonende auf 650 000 anwuchs, sieht er auch „jetzt noch einige Luft nach oben“.

„Wenn ich bedenke, dass wir 2012 mit einem Etat von 350 000 Euro gestartet sind, haben wir einen tollen Weg zurückgelegt“, sagt Jobst Wierich als Sprecher des Wirtschaftsbeirates.