Siegelenthüllung in Neuss Eine „Schule der Vielfalt“ mehr
<irwordspace style="word-spacing -0075em;"><irglyphscale style="font-stretch 97%;">Neuss </irglyphscale></irwordspace> · Jetzt ist es offiziell: Die Janusz-Korczak-Gesamtschule hat das Siegel „Schule der Vielfalt“ bekommen. Damit ist sie Teil eines Netzwerks, das sich gegen Diskriminierung und Queerfeindlichkeit einsetzt.
Regenbogenfarben leuchten in der Aula der Janusz-Korczak-Gesamtschule. Schüler, Lehrer und ein Elternvertreter sind dort zusammengekommen, um einen besonderen Moment zu feiern: Denn seit Mittwochmorgen ist die Schule offiziell Teil des Netzwerks „Schule der Vielfalt“, das sich für Toleranz, Akzeptanz und gegen Diskriminierung sowie Queerfeindlichkeit einsetzt.
Der Anstoß kam von engagierten Kolleginnen, wie Schulleiter Achim Fischer verrät. Vor rund zwei Jahren haben die Lehrerinnen Verena Geßner und Jana Heinrich nämlich das „Diversi-Team“ ins Leben gerufen. Auf die Idee sei Jana Heinrich gekommen, nachdem sie an einer Fortbildung für „geschlechtssensible Sprache“ und an einem Netzwerktreffen teilgenommen hat. „Da habe ich gesehen, was an anderen Schulen alles zur Vielfaltstärkung angeboten wird. Das waren zum Beispiel Thementage, Workshops oder Arbeitsgemeinschaften“, erzählt sie und fügt hinzu: „Das fand ich auch für uns sinnvoll.“
Als sich dann das „Diversi-Team“ zum ersten Mal getroffen hat, waren rund 20 Jugendliche ab der Jahrgangsstufe acht dabei. „Sie haben sich gegenseitig ausgetauscht und sich etwa beraten, wenn das „Coming-Out in der Familie“ anstand“, erzählt Heinrich. Irgendwann sei dann bei ihnen der Drang da gewesen, nicht nur nach innen, sondern auch nach außen hin aktiv zu werden, anderen Mut zu machen und ein Zeichen zu setzen. So wurde etwa mit Sprühkreide ein großer Regenbogen auf den Schulhof gesprüht, es folgten Aktionen zum IDAHOBIT* Tag, der am 17. Mai ist und sich gegen Queerfeindlichkeit ausspricht und ein Projekttag zur queeren Literatur. Irgendwann sei dann die Idee entstanden, Teil des Netzwerks „Schule der Vielfalt“ zu werden. „Die Kriterien dafür haben wir ohnehin schon erfüllt“, sagt Heinrich. Denn das Siegel dürfen nur Schulen tragen, die gewisse Qualitätsstandards mitbringen: Dazu gehören zum Beispiel Aktionen, die Öffentlichkeit schaffen wie die Erweiterung der Schulbibliothek und eine Mediensammlung um Angebote, die sich mit dem Thema „Sexuelle und geschlechtliche Identität“ auseinandersetzen.
Und so freute sich Anne Nussbaum, Bezirkskoordinatorin der Schule der Vielfalt, am Mittwochvormittag, die Janusz-Korczak-Gesamtschule nun offiziell im Netzwerk, zu dem auch Schulen in Genf und San Francisco gehören, begrüßen zu können. Gegründet wurde es im Jahr 2008 als Initiative „Schule ohne Homophobie – Schule der Vielfalt“. Seitdem seien verschiedene Vereine und Organisationen hinzugekommen, mit denen die Schule kooperiert. Ziel sei es, Vorbehalte aufzugreifen, zu sensibilisieren und zu informieren, sodass langfristig ein Klima gegen Homo- und Transfeindlichkeit geschaffen wird. Denn immer noch würden queere Jugendliche beschimpft und beleidigt, gegen ihren Willen geoutet oder erleben Gewalt. „Flagge zeigen ist ermutigend“, sagt sie, „sich laut für Vielfalt einzusetzen, macht einen riesigen Unterschied.“
Das bekräftigte Schulleiter Achim Fischer in seiner Rede – schließlich hätte die Janusz-Korczak-Gesamtschule ohnehin das Motto: „Stark durch Vielfalt“. Passend dazu hat er einen großen, bunten Schirm mitgebracht, den er für seine Rede aufspannt: Denn die Schule versteht er als einen großen Schirm, unter dem sich alle Schüler in Sicherheit treffen können und so sein können, wie sie sind. „Egal, welcher Überzeugung ihr seid, ihr steht als Menschen im Vordergrund“, sagt er. Zur Vielfalt gehöre aber auch, mit Vertretern anderer Ideen und Überzeugungen ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Das erfordere Mut und das Einlassen auf andere Positionen.
Mit Ulf Boese von der Elternpflegschaft und Schülersprecher Dennis Galic unterzeichnete mit Fischer eine Selbstverpflichtungserklärung, dass an der Janusz-Korczak-Gesamtschule alle unabhängig von der sexuellen Orientierung oder der geschlechtlichen Identität willkommen sind. Um das zu unterstreichen, wurde die Plakette, die im Schuleingang angebracht wurde, enthüllt: „Come in – wir sind offen“ ist auf ihr zu lesen.