Wirtschaftswarntag in Neuss „Wirtschaftswarntag“ auch in Neuss
<irwordspace style="word-spacing -0075em;"><irglyphscale style="font-stretch 97%;">Neuss </irglyphscale></irwordspace> · Die Wirtschaft schlägt Alarm und will so die künftige Bundesregierung auf die Notwendigkeit umfassender Reformen aufmerksam machen. In Neuss beteiligte sich die Ölmühle Sels – aus vielerlei Gründen.
(-nau) Als einziges Neusser Unternehmen hat sich die Ölmühle O.&L. Sels am Mittwoch am bundesweiten „Wirtschaftswarntag“ beteiligt. Die Wut von Geschäftsführer Julian Sels über hohe Energiepreise, eine überbordende Bürokratie, steigende Umweltauflagen und andere Belastungen würde aber auch für zwei oder drei seiner Standesgenossen reichen. Man müsse der Politik irgendwie beibringen, dass es so nicht weitergeht, sagt Sels, der dazu nach Einbruch der Dämmerung sein 50 Meter hohes Silo an der Düsseldorfer Straße zur Projektionsfläche für eine Bildershow des Protests machte. „Wir haben genug davon“, war da zu lesen, aber auch: „Zeit zu handeln.“
Koordiniert wurden die Protestaktionen von einem in Berlin ansässigen Aktionsbündnis Wirtschaftswarntag, dem sich nach eigenen Angaben mehr als 100 Verbände und eine Vielzahl an Unternehmen angeschlossen haben. Fünf Großkundgebungen wurden quer über die Republik verteilt organisiert und etliche Protestaktionen vor Ort. Das gemeinsame Anliegen war, auf die dramatische Lage der Wirtschaft aufmerksam machen zu wollen. Außerdem will das Bündnis, so wörtlich, „Druck auf die nächste Bundesregierung ausüben, sofort Reformen zu starten“.
Zehn Forderungen hat das Bündnis formuliert, damit der Standort Deutschland wieder den Anschluss an die Weltspitze schafft. Sels könnte zu allen etwas sagen, doch als besonders drängend greift er die seiner Ansicht nach realitätsferne Energiepolitik heraus. „Nur mit Strom aus Wind und Sonne wird man die Industrie nicht wettbewerbsfähig halten“, sagt Sels, der auch nicht erkennen kann, warum sich die deutsche Energiepolitik als Trendsetter versteht – „denn uns folgt ja kein anderes Land“. Und auch grünen Wasserstoff als Alternative anzupreisen, hält er für utopisch, weil dieser zu teuer und in den erforderlichen Mengen nicht verfügbar ist. Er habe für sein Unternehmen, berichtet Sels, für 15 Jahre die Preisdifferenz zwischen Gas und grünem Wasserstoff ausgerechnet – und landete bei Wasserstoff-Mehrkosten in Höhe von 282 Millionen Euro.