„Uns hat niemand informiert“ Treffpunkt für Abhängige schockiert

<irwordspace style="word-spacing 021875em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Neuss</irglyphscale></irwordspace> · An der Rheintorstraße 30 soll ein Kontakt-Café, also ein Treffpunkt für drogenabhängige wohnungslose Menschen entstehen. In der Nachbarschaft weiß man davon noch nichts und zeigt sich geschockt. Die CDU fordert ein Sicherheitskonzept.

Das Grundstück steht im Alleineigentum einer Gesellschaft der Stadt Neuss und verfügt über einen großen Hof.

Foto: Simon Janßen

Sandra Weyerstraß-Maldera muss sich erst einmal setzen, als sie die Nachricht erhält. „Ich bin geschockt“, sagt die Inhaberin der Modeboutique „Glücksrausch“ an der Rheintorstraße. Bereits jetzt fühle sie sich unsicher in ihrem Geschäft, hat deshalb zu ihrer eigenen Sicherheit eine Klingel installiert. Sobald es dunkel ist, wird die Eingangstür abgeschlossen und Kunden müssen schellen. „Die Rheintorstraße wird immer mehr zum Randgebiet“, sagt die Händlerin. Jetzt, wo sie mitbekommen hat, was zeitnah auf dem benachbarten Grundstück stattfinden soll, verschärfen sich ihre Sorgen noch einmal. „Wir wurden bislang von niemandem darüber informiert“, sagt sie.

Sandra Weyerstraß-Maldera von der benachbarten Modeboutique „Glücksrausch“ hätte sich eine frühzeitigere Information gewünscht.

Foto: Simon Janßen

Worum es geht und was Sandra Weyerstraß-Maldera jetzt von der Redaktion erfuhr: Auf dem Gelände der Rheintorstraße 30 soll künftig ein sogenanntes Kontakt-Café eröffnet werden. Ein offener Treffpunkt für wohnungslose und/oder drogenabhängige Menschen. Das Grundstück steht im Alleineigentum einer Gesellschaft der Stadt und verfügt über einen großen Hof. Dort soll das Café „zeitnah“, wie es in einer Mitteilung der Stadt heißt, in Form eines Containerbaus entstehen, wobei mittelfristig auch eine Nutzung der Bestandsgebäude nicht ausgeschlossen sei. Ein weiterer Anwohner (von der nahe gelegenen Königstraße), der anonym bleiben möchte, zeigt sich ebenfalls erstaunt über die Pläne: „Wir wissen nicht, was auf uns zukommt“, sagt er.

Beim Blick in das Konzept wird deutlich: Betroffene Menschen erhalten in einem Kontakt-Café unter anderem „Möglichkeit zur sozialen Begegnung in einem Schutzraum außerhalb der Szenemilieus“, auch psychosoziale Beratung und weitere Hilfsangebote sollen ermöglicht werden, ebenso wie eine Verbesserung der Ernährungs- und Hygienesituation. Ein später anzugliedernder Drogenkonsumraum sei zwar denkbar, ist an der Rheintorstraße derzeit aber nicht geplant.

Bis 2020 existierte ein Kontakt-Café an der Augustinusstraße

Solch eine Einrichtung auf Neusser Stadtgebiet ist nicht neu. Das Kontakt-Café „Come-In“ existierte von 2002 bis 2020 an der Augustinusstraße 21 und wurde während der Corona-Pandemie geschlossen. Der Standort steht heute nicht mehr zur Verfügung, da das Gebäude verkauft wurde und anders genutzt werden soll. Es besteht jedoch Einigkeit zwischen Stadt und Rhein-Kreis Neuss, dass eine Nachfolge für das Angebot geschaffen werden muss. „Ein Nachlassen der Nachfrage nach einem derartigen Angebot ist nicht feststellbar, vielmehr ist eine Zunahme der von illegalen Drogen abhängigen Menschen wahrzunehmen“, heißt es in der Mitteilung, die am Donnerstag im Haupt- und Sicherheitsausschuss zum Thema wird.

Kritik kommt auch vonseiten der CDU. „Der Standort ist alles andere als gut“, sagt der Stadtverordnete Thomas Kaumanns. Warum die Wahl ausgerechnet auf die Rheintorstraße 30 fiel? Diese Erklärung seien die Verantwortlichen bislang schuldig geblieben. Worauf die Sorge von Kaumanns fußt, ist unter anderem die Nähe zum Hafenpark, der nicht nur von Spaziergängern, sondern auch von Eltern mit Kindern rege genutzt werde. „Ich sehe das Risiko, dass sich die Drogen-Szene, die aktuell noch an der Stadthalle zu finden ist, dorthin verlagern wird“, sagt der Stadtverordnete. Zwar wurde bereits ein Sicherheitskonzept für die Einrichtung selbst erstellt – unter anderem zum Schutz der Mitarbeiter –, die CDU fordert von Stadt, Kreis, Caritas und Polizei nun aber auch ein Sicherheitskonzept für die direkte Umgebung.

In die Standortsuche – bis zu zehn Optionen sind im Zuge des Prozesses geprüft worden – waren sowohl der Rhein-Kreis Neuss, aber auch verschiedene Ämter der Stadt und die Caritas eingebunden. Letztere wird die Einrichtung nämlich betreiben und hat bereits ein Konzept inklusive Öffnungszeiten, Ausstattung und personellem Bedarf vorgelegt.