Neusortierung des Rheinland Klinikums Neuss wird Zentrum der Geburtshilfe

<irwordspace style="word-spacing 025em;">Rhein-Kreis/Neuss</irwordspace> · Zum Jahresanfang hat das Rheinland Klinikum Eckdaten für die Umsetzung des Sanierungsplans für die Krankenhausgruppe beschlossen. Den Anfang macht die Geburtshilfe.

Dass das Rheinland Klinikum seine Abteilungen für Geburtshilfe und Gynäkologie am Standort Lukaskrankenhaus bündelt, hat die Politik schon vor Wochen beschlossen. Jetzt steht auch der Zeitplan dafür.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

In den Geburtsurkunden aller Kinder, die nach dem 1. April im Rhein-Kreis in einem Krankenhaus zur Welt kommen, wird als Geburtsort Neuss stehen. Denn zu diesem Tag wird die Geburtshilfe des Rheinland Klinikums am Standort Lukaskrankenhaus in Neuss zusammengefasst, wo es mit dem Johanna-Etienne-Krankenhaus der St.-Augustinus-Gruppe noch eine weitere Entbindungsstation gibt.

Auf diesen Zeitplan zur Zusammenführung legte sich der Lenkungsausschuss fest, der die im Sanierungsplan für die kommunale Krankenhausgruppe verankerte Schwerpunktbildung an den drei Standorten steuert. Das Gremium setzte in seiner ersten Sitzung im neuen Jahr auch den 1. Juli als den Termin fest, an dem die Transformation des Grevenbroicher Elisabethkrankenhauses beginnt, nachdem dieses zum 1. Mai die stationäre Schmerztherapie an die Dormagener Klinik abgeben musste. Und er gab den Startschuss für die Arbeit an dem Projekt „Übergreifende Patientensteuerung“.

Ein erfolgreicher Bürgerentscheid kann die Pläne stoppen

Nach der Weichenstellung im Lenkungsausschuss könnten diese Entwicklung im Bereich Geburtshilfe nur noch zwei Dinge aufhalten: Ein erfolgreicher Bürgerentscheid, für das die Dormagener Initiative #jazurgeburtsklinik derzeit Unterschriften sammelt, um die Schließung dieser Abteilung am Krankenhaus in Hackenbroich zu verhindern, sowie ein Veto des Landesministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) beziehungsweise der Bezirksregierung. Im Ministerium stellen die Geschäftsführung sowie Vertreter der Gesellschafter – also der Stadt beziehungsweise des Rhein-Kreis Neuss – die nun beschlossenen Eckpunkte Mitte Februar vor. Bevor dort keine gemeinsame Entscheidung gefällt wurde, könne und wolle man nicht in die Umsetzung gehen, heißt es in einer am Mittwoch verbreiteten Mitteilung des Rheinland Klinikums. Sie sei aber zuversichtlich, betont Geschäftsführerin Nicole Rohde in dem Schreiben, dass das Ministerium die Anpassungen mitgehe.

Mit dem Terminplan macht die Krankenhausgruppe, der die CDU-Kreistagsfraktion noch kurz vor Weihnachten fehlende Tatkraft vorgeworfen hat, nun Nägel mit Köpfen. Und sie bleibt exakt auf der Linie des Sanierungsplans, der mit Unterstützung der Unternehmensberatung Roland Berger erarbeitet worden war. Das war angesichts der klaren Äußerungen der Gesellschafter auch nicht anders zu erwarten gewesen. So hatte Bürgermeister Reiner Breuer im Namen des Gesellschafters Stadt Neuss schon im Oktober sehr deutlich gemacht, dass von den verabredeten Eckpunkten zur Sanierung nicht zuletzt die Zusage abhängig gemacht wurde, einen finanziellen Schutzschirm über der defizitären Krankenhausgruppe aufzuspannen. Und das unabhängig von der nach wie vor aus Dormagen aber auch Grevenbroich zu hörenden Kritik an den Plänen.

Im Nachgang zur Sitzung des Lenkungsausschusses hatte Geschäftsführerin Rohde noch einmal die Sinnhaftigkeit der Veränderungen unterstrichen. „Der Abbau der Doppelstrukturen eines 24/7-Kreißsaal-Betriebs an zwei Standorten ist aufgrund der insgesamt bundesweit weiter sinkenden Geburtenrat angezeigt“, sagt sie. Zudem sichere die räumliche Angliederung der Geburtshilfe an eine Kinderklinik mit einem Perinatalzentrum die Versorgung von Schwangerschaften im Rhein-Kreis.

Nach der Zusammenfassung der Geburtshilfe zum 1. April in Neuss soll im Juni die Gynäkologie folgen. Das Krankenhaus Dormagen soll aber eine Anlaufstelle für werdende Mütter und Familien bleiben – mit Hebammensprechstunde, Geburtsvorbereitungskursen und Rückbildungsgymnastik nach einer Entbindung. Das entspricht zumindest in Teilen den Forderungen zum Erhalt des „Dormagener Modells“ zur Betreuung von Familien. Aber ob das den Kritikern der Klinikpläne in Dormagen reichen wird?

Aus Sicht des Lenkungsausschusses schaffen die Veränderungen im Fall Geburtshilfe und Gynäkologie die Grundvoraussetzung dafür, am Standort Dormagen die Schmerztherapie zu übernehmen und die Orthopädie auszubauen. Für das Elisabethkrankenhaus Grevenbroich bleibt es dabei, dass es zu einer Schwerpunktklinik für Geriatrie mit Innerer Medizin wird – aber künftig ohne eine stationäre Notfallversorgung.