Um 200 Plätze verschlechtert Finanzamt-Ranking: Neuss stürzt ab

<irwordspace style="word-spacing 0000122000000000011em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Neuss</irglyphscale></irwordspace> · Arbeitet das Neusser Finanzamt besonders langsam? Einem aktuellen Ranking zufolge ist das tatsächlich der Fall.

Das Neusser Finanzamt am Hammfelddamm.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

(jasi) Im September vergangenen Jahres war Neuss Schauplatz eines besonderen Events. Rund 2500 Sportlerinnen und Sportler traten beim Deutschlandturnier der Finanzämter in zehn verschiedenen Disziplinen gegeneinander an, um einen Spitzenplatz er ergattern. Alles andere als einen Spitzenplatz hat nun das Neusser Finanzamt belegt.

Basierend auf einer Analyse der Online-Anwendung „Lohnsteuerkompakt.de“ liegt Neuss bei der Bearbeitungszeit von Einkommensteuerbescheiden auf Rang 407 und damit nicht allzu weit entfernt von Wiesbaden, das auf dem letzten Platz (502) zu finden ist. Im Vergleich zum Vorjahr verschlechterte sich das Neusser Finanzamt damit um knapp 200 Plätze.

2024 warteten Bürger demnach durchschnittlich 58,8 Tage auf den Einkommenssteuerbescheid. 2023 lag dieser Wert noch bei 53,3. Im Durchschnitt mussten Steuerpflichtige deutschlandweit übrigens rund 51 Tage auf ihren Bescheid warten – sechs Tage weniger als im Vorjahr. Auf dem ersten Platz im Städteranking ist 2024 Bensheim (Außenstelle Fürth) zu finden – mit 23,8 Tagen.

Eine Anfrage an das Neusser Finanzamt, wie es zu dieser Verschlechterung kommen konnte, beantwortet die Oberfinanzdirektion NRW. „Vergleiche von Bearbeitungszeiten einzelner Finanzämter sind nicht aussagekräftig, weil sich die Finanzämter nicht oder nur schwer miteinander vergleichen lassen“, heißt es unter anderem. Bei derartigen Auswertungen gelte es zu bedenken, dass die Fall- und Organisationsstrukturen der Finanzämter sehr unterschiedlich seien und die Bearbeitungszeiten im Laufe eines Jahres unter anderem abhängig von der Verteilung der Steuererklärungseingänge schwankten. „So können sich Bearbeitungszeiten vorübergehend leicht verlängern, wenn der Erklärungseingang in Stoßzeiten, zum Beispiel vor Ablauf von Abgabefristen, deutlich ansteigt. Zudem sind manche Finanzämter ,arbeitnehmerlastiger‘, haben weniger steuerlich beratene Fälle und können die in der Regel weniger komplexen Steuererklärungen deswegen schneller bearbeiten“, teilt eine Sprecherin mit. Andere Finanzämter führten demnach mehr Unternehmen, hätten mehr steuerlich beratene Fälle mit anderen (längeren) Abgabefristen, deren Bearbeitung aufgrund der Komplexität der Steuererklärungen tendenziell länger dauere.

Die Finanzämter in NRW betreuen insgesamt rund sieben Millionen Einkommensteuerfälle. „Generell gilt im Hinblick auf die Bearbeitungszeiten, dass in NRW innerhalb von zwei Wochen bis vier Monaten nahezu 95 Prozent aller Einkommensteuererklärungen bearbeitet werden. Innerhalb von fünf Monaten werden über 97 Prozent, innerhalb von sechs Monaten fast 99 Prozent der Erklärungseingänge erledigt“, so die Sprecherin.

Die Dauer hänge im Einzelfall davon ab, ob Rückfragen an die jeweilige Bürgerin oder den jeweiligen Bürger erforderlich sind oder Belege beigebracht werden müssen. Die Bearbeitungszeit könne sich zum Beispiel dann verlängern, wenn Steuerfälle besonders komplex sind. Daher sei es möglich, dass die Bearbeitung der Steuererklärung in Einzelfällen mehr Zeit in Anspruch nimmt. „Auf der anderen Seite erhalten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ihre Steuerbescheide wesentlich schneller“, so die Sprecherin.