RTL, ARD, „Heute Journal“ Attestpflicht ab dem ersten Krankheitstag?

Neuss · Etliche Fernsehsender hatten sich angesichts der Debatte um unbezahlte Krankheitstage auf die Suche nach einer starken Stimme von der Arbeitgeberseite gemacht. Fündig wurden sie bei David Zülow in Neuss.

Unternehmer David Zülow wurde von mehreren Fernsehsendern zinterviewt.

Foto: Detlef Ilgner

(-nau) Arbeitnehmern wird es zu leicht gemacht, sich krank zu melden. Dieser Überzeugung ist der Neusser Unternehmer und Landesvorsitzende der Vereinigung der Familienunternehmer David Zülow. Und seine Meinung ist gefragt, wie Interviews im „Heute Journal“, dem ARD-Morgenmagazin, bei RTL und im Regionalprogramm von Sat1 zeigen, die innerhalb weniger Stunden ausgestrahlt wurden. Er sei da wohl „rumgereicht“ worden, sagt Zülow, Chef des gleichnamigen Elektronik-Spezialisten mit rund 350 Mitarbeitern und Sitz auf Gut Gnadental in Neuss.

Tatsächlich aber suchten die Sender ein klares Statement von Arbeitgeberseite zu der aktuellen Debatte um unbezahlte Krankheitstage. Allianz-Chef Oliver Bäte hatte dieDiskussion mit der Forderung angestoßen, Arbeitnehmern am ersten Tag einer Krankmeldung keinen Lohn mehr zu zahlen. In Teilen der Politik und bei den Gewerkschaften war die Kritik an diesem Karenztag-Modell groß, doch Zustimmung erhielt Bäte aus der Wirtschaft.

Die ist aber nicht ungeteilt, wie Zülows per TV verbreitete Statements zeigen. Er hält nichts davon, das Thema gesetzlich regeln zu wollen, sondern sieht eher die Gewerkschaften in der Pflicht, die mit den Arbeitgebern ausgehandelten Betriebsvereinbarungen zu ändern. Zülows Vorschlag zur Stoßrichtung: Arztbesuch und Attestpflicht schon ab dem ersten Krankheitstag. „In unserem Unternehmen handhaben wir das schon immer so“, fügt er hinzu.

Änderungsbedarf aber sieht auch er, denn die Deutschen, sagt er, seien „Weltmeister im Krankfeiern“. Das koste die Arbeitgeber in Deutschland jährlich 77 Milliarden Euro. Ob es aber hilfreich sei, beim Kampf gegen den sogenannten „blauen Montag“, wie Zülow sagt, „Mitarbeitern einen Tag zu klauen“, glaubt er eher nicht. Er wehrt sich aber auch dagegen, zur Entlastung der Ärzteschaft von Beschäftigten im Krankheitsfall erst am zweiten oder gar dritten Tag eine Vorstellung beim Arzt zu verlangen. Die Frage der Abläufe dürfe nicht an die Arbeitgeber abgedrückt werden, sagt Zülow, „denn wir zahlen am Ende die Zeche.“