Jeckes Jubiläum der Karnevalsfreunde Grefrath Prinzenpaar im Jubiläumsjahr

Grefrath · Die Karnevalsfreunde Grefrath pflegen im Neusser Westen ihre Besonderheit. Als karnevalistische Vollversorger wollen sie im Jubiläumsjahr ihre Session bis in den Mai ausdehnen.

In ihrem Jubiläumsjahr haben die Karnevalsfreunde mit Philipp Müller und Bianca Iserhardt auch wieder ein Prinzenpaar proklamiert.

Foto: Karnevalsfreunde Grefrath

Bierdeckel sind mehr als bloße Untersetzer. Bei den Karnevalsfreunden Grefrath zum Beispiel haben sie Dokumentenrang, denn traditionell geben angehende Prinzenpaare ihre Bewerbung auf einem solchen Karton ab. Philipp Müller (34) und Bianca Iserhardt (41) haben diesen formalen Akt schon vor vier Jahren hinter sich gebracht, doch wirksam wurde ihre Bewerbung erst jetzt – im Jubiläumsjahr des Vereins. Das feiern die Karnevalisten im Neusser Westen ausgiebig und hören damit auch erst am 24. Mai auf, wenn im Festzelt an der Lüttenglehner Straße eine Jubiläumsparty mit der Band „CatBallou“ und anderen Karnevalsgrößen steigt.

5 mal 11 Jahre kann der Verein feiern, der sich nie dem Dachverband Karnevalsausschuss Neuss (KA) angeschlossen hat, und auch in Zukunft seine Sonderstellung pflegen will. Dazu gehört, in Jubiläumsjahren ein eigenes Prinzenpaar zu nominieren, das zudem nicht in den Farben Rot und Weiß der Stadt auftritt, sondern ein grün-weißes Gewand trägt. Was, wie Prinzessin Bianca I. inzwischen weiß, herausfordernd ist. Denn weil kein einziger Ausstatter ein Ornat in den Grefrather Vereinsfarben auf Lager hatte, musste dieses eigens angefertigt werden. Fertig wurde es auch erst zum Termin der Prinzenproklamation, sodass das Prinzenpaar beim Fotoshooting für die Jubiläums-Festschrift in einem, so die Prinzessin, „Notfallkleid vom Uniformhaus“ posieren musste.

Schon vor vier Jahren bewarben sich Philipp Müller und Bianca Iserhardt als Prinzenpaar - traditionell auf einem Bierdeckel.

Foto: Karnevalsfreunde Grefrath

Als Karnevalsverein sind die Grefrather – genau wie die Nachbarn von „Blau Weiß Rot“ Holzheim – Vollversorger. Dazu bieten sie eine eigene Prunksitzung an, feiern in dörflicher Eintracht den Möhnenball an Weiberfastnacht und krönen die Session mit dem Tulpensonntagszug am 2. März. Und auch wenn der Verein in diesem Jahr ein Prinzenpaar hat, wird es keinen Prinzenwagen geben. Es sei nachhaltiger, erklärt die Prinzessin die einvernehmlich mit dem Vorstand getroffene Entscheidung, das Geld dafür in den maroden Wagen des Elferrats zu investieren. Denn der wird schließlich jedes Jahr gebracht.

Wenn es heißt, dass die Karnevalsfreunde in Jubiläumsjahren ein Prinzenpaar haben, ist das nicht ganz richtig. Es stimmt für die Sessionen 1981 (Agnes und Günter Lehn), 1992 (Marietheres und Hubert Roesberg), 2003 (Renate und Herbert Stürmann) sowie das außer der Reihe installierte Milleniums-Prinzenpaar Ruth und Harald Plum. Aber im Jubiläumsjahr 2014 blieben die Karnevalsfreunde eine prinzenlose Gesellschaft. Damit sich das nicht wiederholt, fragte der Vorstand um den neuen Vorsitzenden und langjährigen Elferrats-Spieß Stephan Coenen freundlich und frühzeitig bei Philipp Müller und Bianca Iserhardt an, ob ihre Bierdeckelbewerbung – ursprünglich für die Session 21/22 abgegeben aber wegen Corona unerledigt geblieben – noch Bestand hat. Hatte sie.

„Wir stehen für die kleinen Vereine und das Dorf“, beschreibt Iserhardt ihre Rolle wie auch die Motivation. Denn das stellt eine Menge auf die Beine. Zur Prunksitzung am Samstag, 1. Februar, etwa kann der Verein mit Volker Passow (Köbes von Griefroth) nicht nur einen Büttenredner aus den eigenen Reihen präsentieren sondern mit den „Jordan Starlights“, den „Jordan Moonlights“ und den „Jordan Tanzbienchen“ gleich drei eigene Tanzgarden präsentieren. Eigentlich gebe es vier Garden, berichtet Geschäftsführerin Beatrix Bellen, doch die „Jordan Rainbows“ wechseln gerade in den tänzerischen Ruhestand.

Für die in Reuschenberg aufgewachsene Grefrather Prinzessin, die Bankkauffrau gelernt hat und heute im Vermögensreporting für einen Kölner Analysten arbeitet, ist Karneval „mein persönlicher Resetknopf“. Nirgendwo könne sie sich besser erholen als in diesem jecken Trubel, zu dem auch der Tulpensonntagszug gehört. Es wird ihr zweiter Umzug in diesem Jahr sein, denn erst am Wochenende zog das Prinzenpaar in sein eigenes Häuschen in Röckrath. Drei Jahre habe die Kernsanierung der Immobilie gedauert, berichtet die Prinzessin, die dank ihres Prinzen gut geklappt hat. Der arbeitet nämlich als Konstrukteur in einem Haaner Unternehmen. Das, sagt Bianca Iserhardt, „ist von großem Nutzen – auch zu Hause“.