Auswirkungen auf Geburtsstation Geburtenrückgang im Rhein-Kreis
Rhein-Kreis · Die Geburtenzahlen in Nordrhein-Westfalen sinken weiter – und auch im Rhein-Kreis zeigt sich ein gemischtes Bild: Während die Krankenhäuser in Neuss nahezu stabile Zahlen verzeichnen, erlebt die Geburtsstation in Dormagen einen deutlichen Rückgang. Welche Schlüsse das Rheinland Klinikum daraus zieht.
Es ist bereits das dritte Jahr in Folge, dass in Nordrhein-Westfalen weniger Babys geboren wurden. Nach Schätzungen des Statistischen Landesamts sind im vergangenen Jahr etwa 153 800 Kinder zur Welt gekommen – und damit 1700 weniger als noch 2023. Obwohl die Statistikerinnen und Statistiker des Landes für den Rhein-Kreis nahezu keine Veränderungen der Geburtenzahlen erwarten, zeichnet sich in den Krankenhäusern ein differenzierteres Lagebild ab.
So freut sich das Rheinland Klinikum über 2320 Kinder, die innerhalb des standortübergreifenden Zentrums für Gynäkologie und Geburtshilfe im Jahr 2024 auf die Welt kamen. Davon entfielen insgesamt 1792 Geburten auf das Lukaskrankenhaus – darunter 39 Zwillingsgeburten, einmal wurden Drillinge und im Mai sogar Vierlinge in den Neusser Kreißsälen geboren. Damit kamen insgesamt 1838 Kinder im „Lukas“ auf die Welt. Damit blieben die Geburtenzahlen in dem Neusser Krankenhaus ziemlich stabil. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor kamen 1812 Kinder zur Welt, demnach verzeichnete das Rheinland Klinikum 2024 nur einen leichten Rückgang von 1,1 Prozent.
Sanierungsplan für die
gesamte Krankenhausgruppe
Anders sieht es im Dormagener Krankenhaus aus. Dort verzeichnete man im vergangenen Jahr insgesamt 484 Geburten. Jedoch kommen nur 249 dieser Kinder – und damit etwas mehr als die Hälfte – aus Dormagen, alle Weiteren sind in anderen Kommunen gemeldet, 133 davon beispielsweise im Kölner Raum, 24 in Rommerskirchen und 22 in Grevenbroich. Somit ergab sich ein Geburtenrückgang im Krankenhaus Dormagen um rund 9,4 Prozent, denn im Jahr 2023 erblickten in der hiesigen Geburtsstation noch 534 Kinder das Licht der Welt.
„Die leider deutlich rückläufigen Zahlen der Geburten in Dormagen sind natürlich kein Anlass zur Freude. Sie sind aber auch ein Beleg dafür, dass das Vorhaben einer Bündelung und Neuausrichtung der Geburtshilfe und Gynäkologie im Rheinland Klinikum sinnvoll ist und wir das Klinikum somit für die Zukunft strukturell gut aufstellen“, sagt Nicole Rohde, Geschäftsführerin des Rheinland Klinikums, die sich ungeachtet der Zahlen für die „hervorragende Arbeit der geburtshilflichen Teams an beiden Standorten“ bedankte. Die allermeisten Krankenhäuser sähen sich zunehmend mit einer schwierigen wirtschaftlichen Lage konfrontiert, benötigten zudem händeringend qualifiziertes Fachpersonal und seien auch deshalb gehalten, Doppelstrukturen abzubauen, wie das Rheinland Klinikum vor dem Hintergrund der jüngsten Diskussionen nochmals betont.
Der Sanierungsplan für die gesamte Krankenhausgruppe sieht nämlich vor, dass Frauenheilkunde und Geburtsstation von Dormagen nach Neuss verlagert werden sollen – zum Missfallen einiger Bürger und Bürgerinnen. Unter anderem setzt sich das Bündnis #jazurgeburtsklinik dafür ein, dass die Geburtsstation des Rheinland Klinikums in Dormagen erhalten bleibt. Denn laut den Initiatoren droht andernfalls eine schlechtere Versorgung bei diesem Thema für rund 200.000 Menschen. Den Vorwurf, die Geburtshilfe am Lukaskrankenhaus in Neuss sei bereits „am Anschlag“, weist das Rheinland Klinikum jedoch entschieden zurück.
Auch das Johanna-Etienne-Krankenhaus liegt im landesweiten Trend. Mit insgesamt 679 Kindern – davon 340 Mädchen und 339 Jungen – verzeichnete die St. Augustinus Gruppe 2024 einen leichten Rückgang der Geburtenzahlen im Vergleich zum Vorjahr. „Nach dem deutlichen Anstieg der Geburtenzahlen im ersten Jahr der Corona-Pandemie sehen wir seitdem eine rückläufige Entwicklung“, sagt Margarete Albiez, leitende Ärztin der Geburtshilfe. Mögliche Gründe dafür könnten veränderte gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen sein, die sich auf die Familienplanung auswirken. Im „Etienne“ lag der Anteil der Erstgebärenden 2024 beispielsweise mit 46 Prozent deutlich höher als in den Vorjahren. „Es könnte sein, dass sich viele Paare bewusst für ein Einzelkind oder sogar gegen Kinder entscheiden“, schließt die Ärztin daraus. Trotz der rückläufigen Geburtenzahlen bleibe die Geburtsklinik jedoch ein gefragter Ort für werdende Eltern, so Albiez.