Polizeieinsatz im Hauptbahnhof Neuss Rucksack löst Polizeieinsatz aus
Neuss · Ein Regional-Express wurde am späten Donnerstagabend im Neusser Hauptbahnhof gestoppt und evakuiert, einige Bahnsteige geräumt und später auch die Bahnstrecke gesperrt. Das sind die Hintergründe dieses Polizeieinsatzes.
Ein herrenloses Gepäckstück in einem Wagen des Regional-Express 7 (RE) löste am späten Donnerstagabend einen großen Polizeieinsatz im Neusser Hauptbahnhof aus. Schon mindestens eineinhalb Stunden war der Zug mit diesem „Passagier“ an Bord unterwegs gewesen, als bei der Lokomotivführerin, die in Kontakt mit dem Rucksack gekommen war, Atemwegsbeschwerden auftraten, die sich schnell verschlimmerten. Um 20.46 Uhr schlug sie deshalb Alarm.
Im Neusser Hauptbahnhof schließlich wurde der sogenannte Rhein-Münsterland-Express auf seiner Fahrt Richtung Krefeld gestoppt. Weil auch Beamte der Bundespolizei, die nach einem Hinweis der Leitstelle des Linienbetreibers „National Express“ in Marsch gesetzt worden waren, im Zug einen atemwegsreizenden Geruch wahrnahmen, wurde der RE 7 vollständig evakuiert. Nach Angaben von „National Express“ befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch 32 Passagiere an Bord. Zudem wurden die Bahnsteige drei und vier im Hauptbahnhof geräumt und gegen 21 Uhr auch die Strecke gesperrt. Das blieb so für mehr als zwei Stunden. Erst gegen 23.15 Uhr wurden Zug und Strecke nach Angaben der Bahnpolizei wieder freigegeben.
Der Zug stand so lange still, weil das Gepäckstück zunächst von Sprengstoffexperten der Bundespolizei untersucht werden musste. Die Beamten vom Entschärfungsdienst röntgten das Gepäckstück an Ort und Stelle, allerdings mit negativem Befund. Neben Kleidungsstücken fanden sie in dem Rucksack nur Pfefferspray zur Tierabwehr. Ein Teil davon war bereits ausgelaufen. Der Behälter war wohl durch unsachgemäßen Transport beschädigt worden, vermutet die Bundespolizei.
Weil sich in dem Gepäckstück nach Angaben einer Polizeisprecherin kein Hinweis auf den Eigentümer fand, wurde es sichergestellt. Die Ermittlungen zur Feststellung von dessen Identität werden fortgesetzt, auch um ihm die Kosten für den so ausgelösten Polizeieinsatz in Rechnung stellen zu können.
Der herrenlose Rucksack war einer Zugbegleiterin erstmals bei der Abfahrt des Zuges im Hagener Hauptbahnhof aufgefallen. Einer ihrer Kollegen brachte ihn später zunächst in den Führerstand. Etwas später stellten sich bei der 23-jährigen Triebfahrzeugführerin die ersten Beschwerden ein. Eine Sprecherin von „National Express“ spricht von starken, allergieähnlichen Reaktionen. Die junge Frau wurde im Neusser Hauptbahnhof durch Mitarbeiter eines Rettungsdienstes medizinisch erstversorgt. Die stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus wurde nicht nötig. Nach Angaben der Bundespolizei blieb sie auch die einzige Geschädigte.
Wegen der Streckensperrung mussten einige Züge nach Angaben eines Sprechers der Deutschen Bahn umgeleitet werden, andere hätten vorzeitig gewendet. Der RE 7 selbst setzte schließlich die Fahrt fort – mit 156 Minuten Verspätung.
Was aus den 32 Passagieren wurde, für die die Fahrt in Neuss am späten Abend abrupt endete, ist unbekannt. Der Bahnsprecher betont, dass „National Express“ den Weitertransport gewährleisten muss. Eine Sprecherin des Unternehmens wiederum weiß von keinen Ersatzfahrten. Die Weiterreise, so vermutet sie, sei wohl dementsprechend mit anderen Zügen möglich gewesen. Neuss, könnte man hinzufügen, ist ja auch für Bahnfahrer nicht das Ende der Welt.