Verkehrs-Pilotprojekt der Stadtwerke Neuss Steht „NEmo-Shuttle“ vor dem Aus?

<irwordspace style="word-spacing 025em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Neuss </irglyphscale></irwordspace> · Im Neusser Süden wird seit einem Jahr ein ÖPNV-Angebot getestet, das mit großen Hoffnungen gestartet wurde. Wirtschaftlich haben sich diese nicht erfüllt, ein erster Kassensturz fiel verheerend aus. Und die Frage ist, ob der NEmo-Shuttle überhaupt die Testphase von zwei Jahren durchhält.

Hier wird jeder Fahrgast noch persönlich begrüßt: Der „NEmo-Shuttle“, im Februar für den Neusser Süden eingeführt, findet fast keine Akzeptanz.

Foto: Stadtwerke Neuss

Der NEmo-Shuttle der Stadtwerke bekommt gute Kundenbewertungen – nur gebucht wird dieses Angebot zum „ÖPNV auf Abruf“ von kaum einer Menschenseele. Nachdem im Aufsichtsrat der Stadtwerke Ende vorigen Jahres – nach acht Monaten Probebetrieb – hinter verschlossenen Türen eine erste Zwischenbilanz präsentiert worden war, die von Teilnehmern der Sitzung mit „ernüchternd“ beziehungsweise „verheerend“ kommentiert wird, geht es im März darum, was aus diesem linienunabhängigen und flexiblen Angebot wird. Dass das Pilotprojekt die geplanten zwei Jahre durchhält, glauben viele nicht mehr, zumal das zur Anschubfinanzierung bereitgestellte Kapital rasend schnell dahinschwindet.

2,2 Millionen Euro hatten die Stadtwerke im Wirtschaftsplan 2023/24 zur Verfügung gestellt, um den On-Demand-Verkehr finanziell abzusichern. Zu diesem Zeitpunkt war man an der Moselstraße aber noch davon ausgegangen, mindestens zehn Prozent der Kosten durch die Einnahmen decken zu können. Eine optimistische Prognose stellte damals sogar einen Kostendeckungsgrad von bis zu 20 Prozent in Aussicht. Beides wurde bei Weitem nicht erreicht, sodass der Aufsichtsrat Ende August 2024 noch einmal eine halbe Million Euro nachschießen musste.

„Sowohl die Zahl der durchgeführten Fahrten als auch die Umsätze liegen bislang hinter den Erwartungen“, berichtet Bürgermeister Reiner Breuer als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke auf Anfrage. Das klingt nach einem ehrlichen Eingeständnis, verschleiert aber die tatsächliche Dramatik.

Denn der im Februar 2024 im Neusser Süden gestartete NEmo-Shuttle hatte bis zum ersten Kassensturz Ende Oktober 9900 Euro eingespielt – aber 946 000 Euro gekostet. Damit lag der Kostendeckungsgrad also bei etwa einem Prozent. Und auch wenn sich die Zahlen seitdem – witterungsbedingt – leicht verbessert haben, wie zu hören ist, muss man kein Kaufmann sein, um zu erkennen, dass dieses Modell offensichtlich nicht „marktgerecht“ ist.

Das Modell sei offensichtlich
nicht „marktgerecht“

Zumal die Einnahmen in Summe schon den Aufwand für Marketingaktivitäten übersteigen, mit denen man den Shuttle flott zu machen versucht. Der wirtschaftliche Misserfolg des NEmo-Shuttle erhöht das Defizit im Öffentlichen Personen-Nahverkehr, das die Stadtwerke im Querverbund mit Gewinnen etwa aus dem Strom- und Gasgeschäft decken müssen. Auch das wird den Stadtwerkekunden auf Dauer kaum noch zu vermitteln sein. Zumal das Unternehmen in einem Chance-/Risikenabgleich selbst davon spricht, dass NEmo andere ÖPNV-Projekte gefährde. Denn das Geld könne ja nur einmal ausgegeben werden.

Wenn das Startkapital bis dahin reicht, kann im Februar 2026 der Probebetrieb sofort und ohne sich den Vertragspartnern von VIA Mobility erklären zu müssen, eingestellt werden. Das unternehmerische Risiko für die Stadtwerke war und bleibt damit überschaubar. Aber mit dem Ende des On-Demand-Angebotes würden auch alle Hoffnungen platzen, die man mit dem NEmo-Shuttle verbunden und in der Spalte „Chancen“ notiert hat. Dazu gehört unter anderem die Perspektive, nachfrageschwache Buslinien durch flexible On-Demand-Verkehre zu ersetzen. Bei einem Erfolg des NEmo-Shuttle hätte man aber vielleicht auch ein Verkehrsmittel gefunden, das Antwort auf die immer wieder von der Politik diskutierte Frage geben kann, wie die Ortsteile vor allem im Neusser Süden besser untereinander verknüpft werden können – damit nicht alle Fahrten über den Busbahnhof an der innerstädtischen Zollstraße führen müssen.

Verständlich also, dass NEmo immer eine Aufbauspritze nach der anderen verpasst wird. So wurde etwa im August 2024 sein Aktionsradius ausgeweitet, damit man mit der Großraumlimousine auch attraktive Ziele wie das Südbad ansteuern kann. Und es wurde das Festpreisangebot „3,2,1“ erst eingeführt und dann bis Ende 2024 verlängert, mit dem Erwachsene maximal drei Euro bezahlen – egal, wie weit der Weg ist. Zahlen aber müssen sie, denn der Shuttle-Fahrer akzeptiert weder das Deutschlandticket noch ein Stadtwerkeabo. Das macht das Angebot auch nicht attraktiver.