Erft-Umbau kommt schneller als gedacht

Die Erft erhält bei Wevelinghoven wohl viel früher als zunächst geplant ein neues Bett.

Wevelinghoven. Die Wevelinghovener müssen sich darauf einstellen, dass die Erft in ihrem Stadtteil früher renaturiert wird als ursprünglich vorgesehen — bereits Mitte der 2020er Jahre. Im Rahmen der Erft-Renaturierung soll der Fluss in Wevelinghoven ein komplett neues Bett, weiter weg vom Ort erhalten. Ob zusätzlich im heutigen Fluss Wasser fließen wird oder ob Erftanlieger künftig am Trockenen stehen, ist noch offen.

Foto: Anja Tinter

Seit 2012 ist Oliver Benke Erft-Anrainer. „Wir haben ein Grundstück an der Unterstraße gekauft, auch weil es schön am Fluss liegt“, erzählt er. Seine Sorge ist nun, „dass der aktuell diskutierte frühere Ausstieg aus der Braunkohle zur schnelleren Realisierung der Erft-Neugestaltung führt.“ Beim Stadtteilgespräch mit dem Bürgermeister fragte er zudem, wieweit die Bürger an den Entscheidungen beteiligt werden.

ChristianGattke, Erftverband

Hintergrund für den Fluss-Umbau ist das nahende Ende des Braunkohletagebaus. Ohne eingeleitete Sümpfungswässer wird die Erft nur etwa ein Viertel der heutigen Wassermenge führen. Der Erftverband verwirklicht nun mit Millionen-Aufwand zwischen Bergheim und Neuss das „Perspektivkonzept Erft-Umbau 2045“ — ein Generationen-Projekt. 2045 klingt weit weg, doch die Sorge von Benke ist berechtigt — allerdings aus anderem Grund. „Das für den Umbau nötige Flurbereinigungsverfahren bei Hombroich kommt schneller voran als gedacht“, erklärt Christian Gattke, Leiter Flussgebietsbewirtschaftung beim Erftverband. Auch bei Wevelinghoven seien bereits Flächen gekauft worden. „Jetzt haben wir das Flurbereinigungsverfahren für das Gebiet zwischen der K 10 und Hombroich beantragt“, so Christian Gattke.

Eine Folge des zügigen Fortschritts: Ursprünglich sei der Abschnitt bei Wevelinghoven als einer der letzten nach 2030 geplant gewesen. „Nun können wir ihn vermutlich schon Mitte der 20er Jahre realisieren“, sagt Christian Gattke. Die Braunkohle-Diskussion habe bislang keinen Einfluss auf den Zeitplan. Zudem tangiere ein früheres Ende des Tagebaus Garzweiler den Umbau nicht. „Die eingeleiteten Sümpfungswässer kommen aus dem Tagebau Hambach, der Abbau dort ist bis 2045 geplant.“

Etwa 2019/20 will der Erftverband in die Detailplanung für das Teilstück bei Wevelinghoven einsteigen. Spannend dürfte die Frage werden, ob der Ort die Erft „verliert“. Zwei Alternativen sieht das Perspektivkonzept vor. In einer Variante soll der Fluss komplett in ein neues Bett im „Taltiefsten“ abseits des Ortes verlegt werden und durch eine Auenlandschaft mäandern. So entsteht ein naturnaher Lebensraum für Fische, Eisvogel, Libelle und Co.

Variante zwei sieht vor, dass zusätzlich zum neuen Fluss-Verlauf das heutige Bett am Rande der Gartenstadt als „Stillgewässer“ erhalten bleibt, sozusagen als langgezogener Teich. Mit Entscheidungen über die Varianten und die konkrete Gestaltung rechnet Christian Gattke für Anfang der 20er Jahre. Doch er versichert: „Bei der Planung werden wir die Bürger bei Informationsversammlungen und Workshops beteiligen.“