Falken gehen auf Kaninchen-Jagd

Das Angebot eines Jägers, sich des Kaninchen-Problems auf den Friedhöfen anzunehmen, lehnt die Stadt ab. Stattdessen setzt sie Falken und Frettchen ein.

Falken gehen auf Kaninchen-Jagd
Foto: Archiv

Grevenbroich. Einige Kaninchen fühlen sich auf den Grevenbroicher Friedhöfen ausgesprochen wohl, weil sie dort zahlreiche Leckereien in Form von Pflanzen und Blüten vorfinden. Geschossen wird auf die Tiere aber auch künftig nicht. „Zu gefährlich“, sagt Dezernent Florian Herpel und erteilt damit dem Grevenbroicher Jäger Leo Istas, der der Stadt seine Dienste angeboten hatte, eine klare Absage.

Die Friedhöfe seien nur schwer komplett abzusichern und lägen alle zu dicht an der Wohnbebauung, begründet Herpel: „Da können sich immer mal Querschläger verirren.“ Doch kapitulieren will die Stadt nicht vor der Kaninchenplage: Sie setzt Falken und Frettchen ein.

Nun sind Frettchen, die mehr oder weniger beliebten Raubtiere aus der Familie der Iltisse, zwar Fleischfresser. Kaninchen wären aber doch eine allzu fette Beute für die kleinen Raubtiere. Sie werden zum Vertreiben der Langohren eingesetzt. Und das geht so: An den Ein- und Ausgängen der Kaninchenbauten werden Netze gespannt. Das Frettchen wird dann in den Kaninchenbau bewegt, was die Langohren als äußerst störenden Besuch empfinden, das Freie suchen und ins Netz gehen. Was die Jäger dann mit den Netzen voller Kaninchen machen — das muss die Stadt nicht kümmern, so lange die Schonzeit eingehalten wird. Die ist nämlich jetzt, vom 1. März bis zum 16. Oktober.

Das gilt auch für die Kaninchenjagd mit Falken, die im vergangenen Jahr auf den Grevenbroicher Friedhöfen schon beachtliche Erfolge gebracht hat, wie Brigitte Laurenz vom Fachbereich Stadtgrün berichtet: Alleine mit drei Falken seien zehn Kaninchen gejagt worden.

Pro Friedhof rechnet Stadtförster Frank Wadenpohl mit einer Population von drei bis fünf Kaninchen, die durch Zäune nicht zu stoppen seien. „Die fressen sich sogar durch den Zaundraht“, sagt Wadenpohl. Friedhofsbesuchern, die sich über räuberische Kaninchen ärgern, die die Grabbepflanzungen abfressen, rät die Stadt, sich in Friedhofsgärtnereien nach Pflanzen zu erkundigen, die die Nager weniger gerne mögen. Außerdem gebe es Vergällungsstoffe, die in der Nähe von Gräbern aufgebracht werden könnten und deren Geruch die Kaninchen sozusagen zum Verduften anregen soll.

Insgesamt 250 000 Quadratmeter Friedhofsfläche werden in Grevenbroich von 16 Mitarbeitern der Stadt gepflegt. In der Jagdzeit kommen örtliche Revierpächter, die Frettchen halten, sowie Falkner zur Unterstützung hinzu. Laut Beigeordnetem Herpel sind die 16 Kräfte das Maximum, das die Stadt aufbringen und sich leisten kann. Er habe zwar Verständnis für die Beschwerden der Bürger über den Pflegezustand auf den Friedhöfen, räumt Herpel ein.

Er stelle aber auch fest, dass manche eine Erwartungshaltung an den Tag legten, ein Friedhof müsse ebenso aussehen wie der eigene Garten daheim. „Das ist aber nicht leistbar“, betont Herpel. Das liege auch daran, dass zwischen den Gräbern immer mehr Freiflächen gepflegt werden müssten, weil der Trend zu Urnengräbern zunehme.