Müllflut in Grevenbroich Immer mehr wilde Müllkippen
Grevenbroich. · Immer mehr illegalen Abfall räumen die Stadtbetriebe weg, 2020 ist die Zahl um 40 Prozent gestiegen. Die Stadt vermutet einen Zusammenhang mit Corona. Im Kampf gegen die Müllflut ruft sie Bürger auf, Verursacher zu melden.
Die Stadtbetriebe müssen in diesem Jahr wahrscheinlich erheblich mehr für die Beseitigung von wilden Müllkippen ausgeben als in vergangenen Jahren. Die Zahl der illegalen Müllablagerungen ist in den ersten sechs Monaten 2020 bereits rasant gestiegen. Wurden im Jahr 2019 rund 280 wilde Kippen entdeckt, waren es im ersten Halbjahr dieses Jahres schon 200.
Im Rathaus wird ein Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie vermutet. „Viele Menschen hatten in den vergangenen Monaten mehr Zeit als sonst, um zu Hause aufzuräumen, Keller, Boden oder Garagen zu entrümpeln“, erklärt Stadtsprecher Stephan Renner. Leider würden danach nicht alle die legalen Entsorgungswege nutzen.
Die Bandbreite des in in die Landschaft gekippten Mülls reicht von Säcken voller Grünschnitt aus dem Garten über Hausmüll und Dachpappe bis hin zu Möbeln und Bauschutt. Auffällig: „Wir stellen seit einigen Monaten fest, dass der Müll besonders im Umfeld von Glascontainern abgestellt wird. Das hat stark zugenommen“, sagt Renner. Eine Erklärung dafür hat die Verwaltung nicht. Bevorzugte Stellen sind sonst eher „abgelegene, aber mit dem Auto gut zugängliche Stellen“ – beispielsweise Wanderparkplätze.
Bis zu 50 000 Euro
kostet die Beseitigung
Der neue „Trend“ zu den Glascontainern birgt aber auch eine Chance. „Diese Standorte liegen in bewohnten Gegenden. Wir hoffen, dass es eher auffällt, wenn dort wilder Müll abgestellt wird“, sagt Renner. „Wir rufen die Grevenbroicher auf, Hinweise, beispielsweise auch Auto-Kennzeichen von Verursachern, den Stadtbetrieben unter der Rufnummer 02181/ 608455 oder per E-Mail zu melden (siehe Online-Hinweis, unten). Werde ein Müllfrevler bei der Tat bemerkt, solle die Polizei unter der Rufnummer 110 sofort informiert werden. Hohe Bußgelder drohen.
Die illegalen Kippen machen nämlich aus dreierlei Gründen Probleme. „Sie beeinträchtigen die Ökologie, etwa wenn Tiere weggeworfenes Plastik fressen. Sie verschandeln das Stadtbild, und ihre Beseitigung verursacht Kosten.“
Seit Jahren steigt die Zahl
der illegalen Müllentsorgung
Bislang belief sich der finanzielle Aufwand dafür auf 40 000 bis 50 000 Euro im Jahr. 2020 dürften es deutlich mehr werden, falls der Trend anhält.
Bereits seit einigen Jahren steigt die Zahl der wilden Kippen, 2015 etwa waren es „nur“ 222, 2016 246. Zwar werden bei Ermittlung des Müllsünders nach dem NRW-weiten Bußgeldkatalag bis zu 5000 Euro fällig. Doch laut Renner gelingt es „eher selten“ den Verursacher ausfindig zu machen – trotz Bemühungen „Mitarbeiter der Stadtbetriebe untersuchen den Müll, ob sich Hinweise zum Verursacher darin befinden“, sagt Renner. Das können etwa Briefe mit Adresse sein oder auch Kontoauszüge.
Die Ratsfraktion „Mein Grevenbroich“ hatte in diesem Jahr den Einsatz von „Mülldetektiven“ angeregt, die die Hinterlassenschaften eingehend durchforsten. Die Fraktionen verwies auf Städte wie Düsseldorf, Krefeld oder Mönchengladbach.
Zudem müsse geprüft werden, ob für diese Aufgabe zusätzliches Personal nötig sei. Beigeordneter Florian Herpel sah dagegen keinen Grund für „Mülldetektive“.
Wilder Abfall werde
bereits intensiv untersucht
Schließlich werde der wilde Abfall bereits intensiv untersucht. „Wenn aber beispielsweise ein alter Schrank irgendwo hingeworfen oder abgestellt wird, und sich daran kein Name oder anderes befindet, dann ist es schwer, den Verursacher zu ermitteln“, sagt Renner.
Natürlich appelliert die Stadt auch an die Grevenbroicher, die legalen Wege zur Müllentsorgung zu nutzen. Abfall könne beispielswise auf den Deponien in Neuss-Grefrath und in Neuenhausen gegen Gebühr abgegeben werden. Zudem könne Sperrmüll ohne zusätzliche Kosten angemeldet werden und dieser werde dann an der Straße abgeholt.
Informationen dazu seien auf der Homepage der Stadt Grevenbroichunter Rubrik Rathaus & Bürgerservice, dann Dienstleistungen zu finden, erklärt Stephan Renner.