Flächennutzungsplan: Maßanzug für Stadtentwicklung

Stadt legt Entwurf des Flächennutzungsplans mit neuen Arealen für Wohnen und Gewerbe vor.

Foto: Marc Ingel

Neuss. Die Thematik ist sperrig, der Begriff Flächennutzungsplan (FNP) sicherlich nicht jedermanns Sprachgebrauch, und dass jetzt hunderte Seiten zur Begründung für den Entwurf eines neuen FNP benötigt werden, macht die Angelegenheit nicht eben leichter zugänglich. Und doch: Der Neuaufstellung dieses Plans nach sieben Jahren Vorarbeit bedeutet für die Stadt einen markanten Einschnitt. Planungsdezernent Christoph Hölters nennt das Werk — den Entwurf, der noch längst nicht beschlossen ist — einen „Maßanzug für die Ziele der Stadtentwicklung“. Oder handfest: „Die Voraussetzung dafür, dass auch gebaut werden kann. Der aktuelle Flächennutzungsplan ist einfach durch.“

Der FNP ist kein Bebauungsplan, doch gibt er den großen Rahmen für die Entwicklung bis 2030 vor. Wieviel Flächen für Wohnbebauung, wieviel für gewerbliche Ansiedlungen werden benötigt, und wo können sie ausgewiesen werden?

In dem Mammutwerk, das auf diversen Gutachten, Prognosen und Analysen beruht, stehen zwei Kernaussagen im Mittelpunkt. Bis zum Jahr 2030 werden, alle Flächenreserven bereits abgezogen, knapp 59 Hektar neuer Flächen für Wohnbebauung benötigt. Die sind in dem Entwurf in Grimlinghausen Süd-Ost (26,3 ha), Allerheiligen, Kuckhof-Ost (3,5 ha) und West (8,4 ha), an der Lanzerather Straße in Grefrath (5,6 ha) sowie am Schwarzen Graben in Rosellen (5,3 ha) geplant. Hinzu kommen Arrondierungsflächen und eine Reserve für Unvorhergesehenes, das sich bis zur Verabschiedung durchaus noch ergeben kann.

Die zweite Säule betrifft die Gewerbeflächen. Ein Bedarf von 84 Hektar bis 2030 wurde errechnet, abzüglich der Reserveflächen bleiben etwa 27 Hektar, die neu ausgewiesen werden müssen. Hier stehen im FNP-Entwurf die große Fläche südlich von Norf-Derikum (Krupp-/Mainstraße) mit 24,6 Hektar und die alten Bahnanlagen westlich der Düsseldorfer Straße mit knapp 3 Hektar.

Diese Flächenauswahl ist keine Überraschung. In dem vorgeschalteten „Räumlichen Strukturkonzept“, das der Rat nach ausgiebiger Bürgerbeteiligung 2011 beschlossen hat, sind diese Areale bereits aufgeführt. Auch die nun verfeinerte Untersuchung für den FNP hat keine Änderung ergeben.

Der Planentwurf legt allerdings deutlich mehr Vorgaben fest als diese konkrete Flächenausweisung. Er gibt nach einer Prognose der Bevölkerungsentwicklung — etwa gleichbleibende Einwohnerzahl, größerer Wohnungsbedarf — das Ziel vor: Entwicklung vor allem im Innenbereich der Stadt, um Freiraum zu schonen. Zwei Drittel des Bedarfs könnten innerhalb der bestehenden Strukturen gedeckt werden, sagt Markus Honermann vom Planungsamt, eine Fläche wie die des Alexianergeländes macht da schon viel aus. Dennoch benötige man zusätzliche Flächen,, die man „konventionell entwickeln“ werde, agt Christoph Hölters mit Blick auf die jetzt veranschlagten knapp 60 Hektar.

Ähnliches gilt für Gewerbeflächen. Gleich sieben Methoden zur Bedarfsermittlung nutzte die Verwaltung, dann errechnete sie den Mittelwert.

Auch diese Größenordnung von etwa 27 Hektar nach Abzug von Reserveflächen wie am Kreitzweg in Holzheim ist bereits mit der Bezirksregierung besprochen — wenn auch noch nicht abgestimmt. Landesweit gilt die Linie der Flächensparziele; „mit dem Land müssen wir noch klarkommen“, sagt der Planungsdezernent: „Das mag ja etwa für den Kreis Höxter oder Ostwestfalen-Lippe gelten, aber hier haben wir doch eine etwas andere Situation.“