Friedhöfe: Stadt zieht Personal ab

Statt Einzelkämpfern soll sich eine Kolonne um die Friedhöfe kümmern. Kritiker fürchten Schmutzecken.

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Neuss. Weckhoven kämpft um Stefan Krüll. In knapp 30 Jahren hat er sich nach Ansicht vieler Bürger als Friedhofsgärtner im Ort unentbehrlich gemacht, doch jetzt soll er mit Kollegen anderer Friedhöfe in einer Grünkolonne zusammengefasst und am Hauptfriedhof stationiert werden. Dagegen sammelt eine Gruppe um Theo Wingerath Unterschriften. Ihr Kampf um Krüll ist auch ein Kampf gegen die Absicht der Stadt, ihr Personal von fünf Friedhöfen in den Ortsteilen abzuziehen. „Ich sehe Unheil auf uns zukommen“, sagt Wingerath. Doch die Sache ist längst entschieden.

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Im Hauptausschuss am Donnerstagabend rechtfertigte Umweltdezernent Matthias Welpmann die Maßnahme, von der die Politik vielleicht nur erfuhr, weil der SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Jansen von der Unterschriftensammlung Wind bekommen hatte und um Aufklärung bat. Die Optimierung bei der Ausnutzung personeller Ressourcen sei Sache der Verwaltung, sprang Bürgermeister Reiner Breuer seinem Dezernenten bei, der nun eine Erklärung nachliefern musste.

Welpmann nannte im wesentlichen zwei Gründe für diese Kolonnenbildung, die ja „nicht aus Jux und Dollerei gemacht wurde“. Die Friedhöfe seien nicht gleich groß, so dass die pro Kopf zu bearbeitende Fläche unterschiedlich sei. Auch die Qualität der Pflege sei nicht überall auf gleichem Niveau, sagte er. Das hätten auch Friedhofsbesucher schon bemängelt. Hinzu kommen Führungsprobleme, ergänzte Welpmann. Statt der Einzelkämpfer auf den Friedhöfen „da draußen“ gibt es jetzt eine Kolonne mit Vorarbeiter, der unter dem Strich einen durchgängig höheren Pflegestandard garantieren soll.

Aus Sicht einiger Politiker lässt eine solche Betrachtung außen vor, dass die Friedhofsgärtner vor Ort auch Ansprechpartner sind und die Anlage im Auge behalten. Diese soziale Kontrolle sei wichtig für das subjektive Sicherheitsempfinden, sagt Hartmut Rohmer (SPD). Theo Wingerath drückt das weniger formal aus. „Die Blagen werden auf dem Friedhof Quatsch machen, wenn niemand mehr da ist“, sagt er und hat noch ein anderes Beispiel, warum diese Personalkonzentrierung nicht durchdacht ist. Vor Jahren musste ein Eingang zum Reuschenberger Friedhof geschlossen werden, weil viele aus der Nachbarschaft da ihre Gartenabfälle entsorgten, sagt er. Das werde nun auf allen unbewachten Friedhöfen auch passieren. Die Verwaltung konnte zu der Zusage bewegt werden, spätestens in einem Jahr zu berichten und jeder vorgetragenen Beanstandung nachzugehen. Vorab sagte Breuer zu, darauf achten zu wollen, „dass auf den Friedhöfen keine neuen Angsträume entstehen.“

Ingrid Schäfer (CDU) sieht die Friedhofsverwaltung dabei schon jetzt auf einem guten Weg. Sie habe speziell auf dem Hauptfriedhof angefangen, die dunklen Gehölze zu beseitigen und so Freiflächen zu schaffen. „Der Zustand dort hat sich gerade seit dem vergangenen Jahr gravierend verbessert“, sagt sie. Gleiches sei auch auf den Ortsteilfriedhöfen zu erwarten.