Gasanbieter will Geräte umstellen
In Grevenbroich müssen 13 500 Erdgas-Anschlüsse umgerüstet werden. Die Kosten werden auf die Kunden umgelegt.
Grevenbroich. Allein im Stadtgebiet Grevenbroich müssen rund 13 500 Gasanschlüsse überprüft und umgerüstet werden. Betroffen sind nach ersten Schätzungen bis zu 17 000 Erdgasverbrauchsgeräte, die nötig sind, um etwa Heizungen und Herde zu betreiben. Grund für die nötige Anpassung ist die Umstellung der Erdgasversorgung: Noch wird diese bundesweit zu knapp einem Viertel durch niedrigkalorisches Erdgas sichergestellt, das zu 90 Prozent aus den Niederlanden stammt. Die Gasvorräte dort sind jedoch bald erschöpft, außerdem haben die Niederländer vielerorts wegen der Gasförderung Probleme durch plattentektonische Verschiebungen, die Risse in Häusern verursachen.
Daher folgt nun eine Umstellung auf hochkalorisches Gas mit höherem Methangehalt aus Ländern wie Russland und Norwegen — eine Änderung, die eine Umrüstung aller Geräte voraussetzt. Getauscht werden muss unter anderem eine Gasdüse. Details hat die NEW Netz GmbH bei einem Infoabend des „Haus- und Grundbesitzervereins Grevenbroich und Umgebung“ vorgestellt. Eigentümer wie Mieter werden bis 2021 zweimal ihre Türen öffnen müssen: einmal für eine Erhebung, ein weiteres Mal für die Anpassung durch einen Monteur.
Die Umstellung ist in Grevenbroich für den 1. Juli 2021 angesetzt, bereits im Herbst sollen Gaskunden aber informiert werden. Die Kosten für die Umstellung trägt die NEW Netz, die dazu gesetzlich verpflichtet ist. Allerdings diese auf die Kunden umgelegt. NEW-Projektleiter Wolfgang Clemens rechnet damit, dass Kochgaskunden mit zwei Euro Mehrkosten pro Jahr, Heizungskunden mit zwölf Euro Mehrkosten rechnen müssen. Er macht auf die Umrüstungspflicht aufmerksam: „Wenn ein Gerät nicht angepasst wird, besteht eine erhebliche Gefahr.“
Wolfgang Clemens, NEW-Projektleiter
Beim Einatmen der Raumluft bestehe bei Nicht-Wechsel sogar Erstickungsgefahr. NEW Netz wolle im äußersten Fall Anschlüsse auch vom Netz trennen, sofern sich Eigentümer oder Mieter weigerten, umzurüsten. Gegebenenfalls werde man sich mit Polizeigewalt Zutritt verschaffen.
Dass es bei manchen Kunden Ärger geben wird, gilt auch aus Sicht von Ingo Hamecher, dem Chef des Grundbesitzervereins, als wahrscheinlich. „Es gibt Geräte, die mangelhaft oder zu alt sind und nicht angepasst werden können. Sie müssen ausgetauscht werden“, sagt er. Dies betrifft laut Clemens durchschnittlich 0,2 bis 0,5 Prozent aller Geräte — „Einzelfälle“, wie der Projektleiter betont. „Wir haben kein Interesse daran, Geräte kaputtzuschreiben.“ Die NEW Netz ist auf die Unterstützung der Eigentümer und Mieter angewiesen — insbesondere, wenn es um den Zugang zu den Geräten geht. Im gesamten NEW-Gebiet sind 100 000 Anschlüsse betroffen, etwa 140 000 Geräte.