Gebühren für Schausteller steigen
Um 17 Prozent erhöht die Stadt die Abgaben. Die Schausteller warnen: „Das zahlen am Ende unsere Gäste.“
Neuss. Gebührenstabilität — für die Schausteller und Kirmesbeschicker gilt sie im kommenden Jahr nicht. Zähneknirschend müssen sie eine Erhöhung der Standgebühren akzeptieren, die mit 17 Prozent nicht nur nach Überzeugung von SPD-Fraktionschef Arno Jansen ziemlich happig ausfällt. Auch Josef Kremer, Vorsitzender des Schaustellervereins Rhein-Kreis Neuss, macht erhebliche Bedenken geltend. Man sollte mit dem Volksfest verdienen, sagt er mit Hinweis auf Umsatzsteuereinnahmen der Kommune durch das Fest, nicht aber am Volksfest.
Die SPD befürchtet, dass sich die Gebührenerhöhung negativ auf die Zahl und Qualität der Geschäfte auf den 19 Kirmesplätzen in Neuss auswirkt, und hat dazu alle Schützenvereine befragt. Unter anderem das Komitee der Holzheimer Bürgerschützen, die immerhin die drittgrößte Kirmes im Stadtgebiet veranstalten, gebe dieser Befürchtung recht. „Die Attraktivität des Kirmesplatzes hat gelitten“, zitiert Jansen aus dem Antwortbrief.
Hans-Peter Fantini (FDP) fürchtet ebenfalls eine Abwärtsspirale und fordert, die positive Außenwirkung der Volksfeste nicht durch Überdrehung der Gebührenschraube zu gefährden. Die Ratsmehrheit aber setzte die Erhöhung mit dem Hinweis durch, dass diese nach 13 Jahren mit stabilen Standgebühren zu vertreten sei. Bei zehn Euro für ein Wochenende, rechnet Thomas Nickel (CDU) den Effekt für einen Schießstand in Erfttal vor, seien 17 Prozent eine zu vernachlässigende Größe. Die Linkspartei unterstützt Schwarz-Grün. Denn ein Verzicht hieße, so Fraktionschef Roland Sperling, „die Schützen zu subventionieren“.
In der Tat werden auch die Schützen mehr belastet. Allerdings nur durch die „Böllerabgabe“, die mit 70 Euro je Einsatz neu eingeführt wird. Das bringt unter dem Strich Mehreinnahmen von 7500 Euro. Ein kleiner Beitrag zu den 56 000 Euro, die insgesamt mit der neuen Gebührenordnung eingenommen werden müssen, um die Ausgaben für die Volksfeste komplett über Gebühren zu finanzieren. Diese Kosten liegen bei 417 500 Euro.
Den Löwenanteil dieser Erhöhung haben die Schausteller zu schultern, die schon gegen rückläufige Besucherzahlen ankämpfen müssen und sich starker Konkurrenz im Freizeitsektor zu stellen haben. „In diesem Konzert der Attraktionen müssen wir mithalten und immer Neues bieten“, sagt Kremer. Das sei mit hohen Kosten verbunden. Die Ausgabenseite belasten aber auch steigende Energiepreise, Gebühren für Lebensmittelkontrollen oder Forderungen der Gema und — ganz aktuell — die Einführung des Mindestlohnes von 8,50 Euro pro Stunde auch auf den Rummelplätzen. Jetzt kommen noch die Erhöhung der Standgelder, die auf allen Plätzen fast 33 000 Euro bringen soll, und — in Neuss und auf der Furth — höhere Pauschalen für die Bereitstellung eines Wasseranschlusses und das Sicherheitskonzept hinzu. Letztlich, so Kremer, würden die Schausteller all das auf die Preise umlegen müssen. „Das zahlen am Ende unsere Gäste.“