Grevenbroich: Böses und Skurriles vom Mann mit der Lizenz zum Tröten

Johannes Schwelm zeigte in der Galerie Judith Dielämmer sein Soloprogramm über den Ein-Euro-Jobber „Addi Muckenhaupt“. Sogar Songs zum Mitsingen wurden präsentiert.

Grevenbroich. Addi Muckenhaupt macht Jobs, die sonst keiner will. Er betreut Senioren, springt im Jugendzentrum ein und doubelt auch schon mal Rainer Calmund. Kein Wunder, dass sein Sachbearbeiter beim Arbeitsamt ihm den Titel des "besten Ein-Euro-Manns im Kreis Neuss" verliehen hat. Der Neusser Kabarettist Johannes Schwelm hat die irrwitzige Odyssee der Figur des Addi Muckenhaupt in Szene gesetzt. Seit drei Jahren steht er mit den "Drittbrettfahrern" auf der Bühne, am Freitag zeigte Schwelm sein erstes Soloprogramm in der Galerie Judith Dielämmer.

Satte zwei Cent mehr für Addi Muckenhaupt

Fast eine Premiere: Erst zum zweiten Mal war das Programm in voller Länge zu sehen. "Addi Muckenhaupt - Der Mann mit der Lizenz zum Tröten" heißt der Mix aus skurrile Szenen und Parodieelementen. Surreal ist der Alltag des Ein-Euro-Jobbers ohnehin, wenn etwa Addis Arbeitsvermittler triumphierend verkündet: "Ich hab mich für Dich eingesetzt. Du kriegst jetzt satte zwei Cent mehr!" Schwelm setzt noch einen drauf, lässt Addi erleben, wie Ampeln durchdrehen oder ein Nashorn durch die Bürotür beim Arbeitsamt bricht. Indes bildet die Behörden-Szenerie nur den Rahmen für ganz unterschiedliche Rollenspiele. Denn so richtig ist der Neusser in seinem Element, wenn er in die Haut von verschiedenen Typen schlüpft. Zum Beispiel in die von Else, einem Neusser Original. Abwechselnd hält sie Addi für einen Zivi und für ihre Tochter Ursula, die sich doch bitte endlich einen Lebenspartner suchen soll: "Also, dat du mal bald mit ’nem Freund ankommst. Et könnt’ sogar ’ne Neger sein." Auch sonst hat Else immer etwas zu meckern. "Die Physiaters sind selber bekloppt", so Fazit ihres Besuchs beim Nervenarzt. Und überhaupt: "Der Amerikaner will uns kaputt machen mit ’m Euro." Weitere Highlights: Der verständnisvolle Sozialpädagoge aus dem Jugendzentrum und der Jugendliche Taifun, Autor eines Liebesgedichts an sich selbst: "Eh, voll mit Reimen, Alter, ich schwör!" Sogar Songs zum Mitsingen hat Johannes Schwelm am Start. Zum Beispiel den Rainer-Calmund-Rap "Zwölf halbe Hähnchen, dazu Schokolädchen", von Addi im Rahmen seines Jobs als Double des Fußball-Funktionärs zum Besten gegeben.

Wem das Amt solche Beschäftigungen aufdrückt, der freut sich, dass er wenigstens auf dem Psychopharmaka-Markt frei wählen kann: "Willst Du sterben oder denkst zu viel, nimm Ludiumil und Dogmatil."