Grevenbroich: Einstieg der NVV ist perfekt

Rat stimmt für die Erweiterung der GWG um die Stromsparte zum 1.Januar 2010.

Grevenbroich. Der Einstieg der Niederrheinischen Versorgung und Verkehr AG (NVV) beim Gas- und Wasserwerk Grevenbroich (GWG) ist perfekt. In nicht-öffentlicher Sitzung am Dienstagabend sprach sich der Stadtrat mit großer Mehrheit in einer Sondersitzung für die Kooperation aus. Nur Bündnis 90/Die Grünen votierten mit zwei Stimmen gegen die Zusammenarbeit. Auch die Aufsichtsräte haben bereits zustimmt, nun muss die Kommunalaufsicht noch grünes Licht geben. Bewilligt die Bezirksregierung den Zusammenschluss, kann die neue GWG mit der Sparte Strom zum 1.Januar 2010 ihre Arbeit aufnehmen.

Für Bürgermeister Axel Prümm ist die Beteiligung eine entscheidende Weichenstellung. Vorausgegangen waren monatelange Verhandlungen hinter verschlossenen Türen. "Es war ein mühevoller Akt. Ein kleines Werk wie die GWG kann auf Dauer nicht überleben. Jetzt haben wir aus Grevenbroicher Sicht ein gutes Ergebnis erreicht, das wir als Erfolg werten können", freut sich der Stadtchef. "Wir gehen davon aus, dass wir langfristig im Querverbund die Stromversorgung sicher stellen und die Wirtschaftlichkeit sowie die Arbeitsplätze der GWG bewahren können. Die Entscheidung ist richtig und war längst überfällig."

Der Gladbacher Versorger NVV ist zu 50 Prozent im Besitz des Stromriesen RWE. NVV-Aufsichtsratsvorsitzender Reiner Brandts hält die Sorge der Grünen, der Einfluss von RWE werde zu groß, für unbegründet: "RWE kann die NVV nicht dominieren, wir führen seit zehn Jahren eine Partnerschaft. RWE lässt uns in Ruhe arbeiten."

Die Kritik, die Stadt Grevenbroich verliere bei einer 60:40-Verteilung zu Gunsten der NVV an Stärke, räumt Prümm aus dem Weg. "Die Verteilung hat lediglich etwas mit der Gewinn- und Verlustübernahme des Gesellschafters zu tun. Sie sagt nichts über die Stimmrechte aus", erklärt der Bürgermeister. Er rechnet damit, dass der städtische Gewinnanteil um ein Drittel höher ausfällt als bisher, in Zahlen wären das dann insgesamt etwa 500000 Euro pro Jahr.

Aufklären will der Stadtchef mit einem weiteren Missverständnis: In der Belegschaft der Grevenbroicher Wirtschaftsbetriebe (WGV) habe es Unruhe gegeben, da die NVV mit 17 Prozent an der WGV beteiligt ist. "Da wird sich nichts für die Mitarbeiter ändern, die WGV ist völlig unabhängig von der GWG-Erweiterung", versichert Prümm.

Wie üblich setze man mit dem neuen Beteiligungsmodell auf Synergieeffekte. Für einige Beschäftigte werde es wohl auf beiden Seiten einen Arbeitsplatzwechsel geben, berichtet NVV-Vorstand Friedhelm Kirchhartz, die Umstrukturierung geschehe aber in Abstimmung mit den Mitarbeitern. "Es steht keiner auf der Straße, auch das GWG-Kundenzentrum bleibt in Grevenbroich", bestätigt Kirchhartz.

Inwiefern die neue GWG der Stadt zu einem neuen Schwimmbad verhelfen kann, soll jetzt geprüft werden. Die NVV will sich dabei mit ihrem Knowhow - der Versorger betreibt unter anderem das Bad in Wickrath und das Volksbad in Mönchengladbach - einbringen. Die Kosten muss die Stadt dabei wohl selbst tragen, die NVV will sich an einer Investition jedenfalls nicht beteiligen. Im Klartext: "Ein kommunales Bad kann man heute nicht mehr mit Gewinn betreiben", weiß Kirchhartz aus langjähriger Erfahrung. Durch den Querverbund wolle man aber auf jeden Fall positiv auf eine Realisierung hinwirken.

Am Donnerstag Abend wurde auf einer Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft Fairer Gaspreis darüber entschieden, ob ein Bürgerbegehren gegen den Ratsbeschluss initiiert wird oder nicht. Die Sitzung dauerte bei Redaktionsschluss noch an.