Grevenbroich: Sucht - Wieder zurück ins Leben

Ein ehemaliger Drogenabhängiger spricht mit Schülern über seine bewegende Vergangenheit.

Grevenbroich. "Ich war ganz unten", sagt Martin Schulz (Name von der Redaktion geändert) und blickt in die Runde. 20 Schüler des Pascal-Gymnasiums sitzen dem jungen Mann gegenüber, ihn scheinen die fragenden Gesichter nicht aus der Ruhe zu bringen. Die Hände ineinander gefaltet, den Blick geradeaus gerichtet, beginnt er mit ruhiger Stimme von seiner Vergangenheit zu erzählen. Mit neun Jahren griff Martin das erste Mal zur Zigarette, zwei Jahre später ist Alkohol fester Bestandteil seines Alltags. "Ich dachte, es gehöre zum Erwachsensein. Und ich wollte unbedingt Erwachsensein", sagt der heute 30-Jährige. Auch die Alkoholvergiftung im Alter von 13 Jahren hindert Schulz nicht am Weitertrinken.

Es dauert nicht lange, da raucht er seinen ersten Joint. "Ich genoss es, in der Gruppe zu sein. Plötzlich waren ganz viele da, die sich für mich interessierten", erzählt Schulz. Doch schon bald überwiegt das Trägheitsgefühl, die anfänglichen Euphorie-Gefühle weichen schnell einer trostlosen Grundstimmung. "Von den angeblichen Kumpels bekam ich dann Amphetamine angeboten," sagt Martin. Es folgt der Griff zu LSD. "Man hat furchtbare Wahnvorstellungen. Ich fühlte mich auf offener Straße von einer Horde Löwen verfolgt. Ich hatte panische Angst."

Martin Schulz gelangt über den Kokain-Konsum zum Heroin. "Ich kann bis heute nicht sagen, ob meine Eltern davon wussten und nur die Augen verschlossen haben oder wirklich nichts ahnten", sagt Schulz. Doch irgendwann ertragen seine Eltern das aggressive Verhalten ihres Sohnes nicht mehr. Sie zeigen ihn wegen Fahrens unter Drogeneinfluss bei der Polizei an. Bei der anschließenden Hausdurchsuchung finden die Beamten seine Drogen und nehmen ihn mit. Er wird in eine Entzugsklinik eingewiesen.

"Ich hatte es das erste Mal in meinem Leben mit Regeln zu tun und schaffte es nicht, mich an sie zu halten." Zu dem Zeitpunkt hat Martin bereits 25 Kilo verloren, sein Gesundheitszustand ist lebensbedrohlich. Schließlich will Martin Schulz selbst eine Therapie machen. "In erster Linie wollte ich meinen Führerschein wiederbekommen. Doch im Laufe der Therapie lernte ich mich selbst kennen und schätzen. Ich wachte plötzlich auf."

Die Schüler des Pascal-Gymnasiums schweigen, kein Mucks ist während des Vortrags zu hören. "Die Geschichte hat mich unglaublich berührt. Es gehört Mut dazu, darüber so offen zu sprechen", sagt Milena (14) anschließend. Martin Schulz hat den Absprung geschafft. Sein zehn Jahren ist er clean, hat sogar seinen Meister als Kfz-Mechaniker gemacht. Nun will er den Schülern aus erster Hand schildern, was Drogen mit einem Menschen anrichten.