Kaarst: Breitband-Internet für alle in Kaarst

Eine neue Initiative will sich für schnelle Online-Verbindungen einsetzen und ruft die Bürger zur Beteiligung auf.

Kaarst. Es gehe darum, der Telekom und anderen Netzanbietern zu zeigen, dass es einen Bedarf an schnellem Internet gibt, der groß genug ist, um zu investieren. So lautet das Credo der Bürgerinitiative, die "Mehr Breitband für Kaarst" fordert.

In einer ersten Anfrage habe man Zustimmung von etwa 450 Interessenten in den Kaarster Stadtteilen Holzbüttgen, Vorst und Driesch erhalten, die an ihrer langsamen Internetverbindung etwas ändern wollen.

Allerdings: Die Telekom hat ihren Investitionstopf für Infrastrukturmaßnahmen im Bundesgebiet um ein Drittel - auf 200 Millionen Euro gekürzt.

Um nun für Kaarst zu erreichen, dass ein sechsstelliger Betrag in Technik und Umbauten gesteckt wird, müssen sich die Bürger von den anderen Regionen abheben, die ebenfalls im Wettbewerb um die Breitbandverbindung stehen.

Erreicht werden soll dies mit einem Bund der Solidarität aus betroffenen und nicht betroffenen Bürgern, koordiniert über die Initiative. Dafür wurde eine Umfrage entwickelt, die möglichst repräsentativ geführt werden soll. Die Ergebnisse werden - natürlich anonymisiert - bei Verhandlungen mit möglichen Investoren eingesetzt.

Dabei steht nicht nur der Genuss des schnellen Surfens im Mittelpunkt: Die Menschen haben konkrete Nachteile privater und auch beruflicher Art, wie Franjo Rademacher betont. Er ist Vorsitzender des Förderkreises Holzbüttgen, in dem die Initiative als Arbeitskreis organisiert ist.

Durch die langsame Datenverbindung ist die Nutzung von Portalen wie Ebay, YouTube, kostenlose Internettelefonie, etwa über Skype, stark eingeschränkt oder gar unmöglich.

"Diese Technologien gehen von Breitbandverbindungen aus und werden den betroffenen Bürgern somit verwehrt", wie Maximilian March von der Initiative ausführt. Auch einen Telearbeitsplatz, der es ermöglicht, von zu Hause zu arbeiten, beispielsweise in kreativen Berufen oder im IT-Bereich, seien mit der derzeitigen Datenverbindung nicht möglich.

IL-Sung Dröge von der Initiative macht an einem Vergleich deutlich, wie langsam die Datenverbindung tatsächlich ist: Wer neun Urlaubsbilder per Mail von Vorst nach Holzbüttgen verschicken will, hat sie schneller auf einem Datenträger mit dem Fahrrad dorthin gebracht, denn die Mail braucht etwa eine halbe Stunde. Oder anders gesagt: In Kaarst ist das Internet etwa 42-mal schneller als in Vorst.

Auch die wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Orte und die Attraktivität als Firmenstandort sieht Wirtschaftsförderer Dieter Güsgen durch die alten Netze mit ihrer geringen Kapazität gefährdet: "Seit Mitte 2008 beschäftigt man sich auch in der Stadtverwaltung mit dem Problem. Denn es gab bereits Beschwerden von Firmen aus Vorst und Holzbüttgen, die damit drohten, den Ort zu verlassen, wenn sich nichts ändert."

Ziel der Initiative ist es, bis 2010 die "Zwei-Klassengesellschaft" der Internetnutzer abgeschafft zu haben. Bis dahin müssen entweder die Telekom oder anderen Breitbandanbieter wie Netcologne oder Telefonica überzeugt werden, dass es sich lohnt, rund 300 000 Euro in die drei Orte zu investieren. Dies soll geschehen mit einem Fragebogen, der online in wenigen Minuten ausgefüllt werden kann.