Grevenbroich/Hans-Sachs-Schule wird 50: Weniger Schüler, aber mehr Probleme

Die Hauptschule feiert Jubiläum und Schulleiter Heinz Neudörffer zieht Bilanz.

Grevenbroich. Es ist mehr als nur ein Job, den die 33 Lehrerinnen und Lehrer der Hans-Sachs-Schule Tag für Tag erledigen. Viele Schüler kommen aus schwierigen sozialen Verhältnissen, bringen die Probleme aus dem Elternhaus mit in die Schule. "Da muss man auch schon mal ein Kind in den Arm nehmen können", sagt Schulleiter Heinz Neudörffer.

Jetzt feierte die Schule mit einem Fest ihr 50-jähriges Bestehen - und den Abschluss der Renovierungsarbeiten, die in den vergangenen Jahren dringend nötig geworden waren. Im Sommer wurde die Sanierung einer der beiden Altbauten fertiggestellt. Bereits ein Jahr zuvor hatte die Schule einen Neubau mit Fachräumen und einem weiträumigen Mensa-Bereich in Betrieb genommen.

Dringenden Renovierungsbedarf sieht Neudörffer indes noch beim zweiten Altbau, den er wegen des maroden Zustands auch "Baracke" nennt. Ein Umbau sei schon im Gespräch gewesen, dann aber im Zuge des Kommunalwahlkampfs untergegangen, so der Schulleiter: "Dafür langt das Geld aus dem Konjunkturpaket II wohl nicht mehr."

Derzeit besuchen 340 Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Stadtgebiet und aus Jüchen die Orkener Hauptschule. Zeitweise waren es bis zu 720 Jungen und Mädchen, die teils in Pavillons auf dem Schulhof untergebracht waren. Die Zeiten sind vorbei, sagt Neudörffer mit Blick auf die Schülerzahlen: "Es werden jedes Jahr weniger."

Dass die Arbeit der Lehrer schwerer wird, erläutert er mit einem drastischen Vergleich: "Die Grundschule kocht eine Hühnersuppe, aus der sich am Ende von Jahrgangsstufe vier die anderen Schulformen die Fettaugen herauslöffeln. Den Rest kriegen wir."

Die meisten Kinder bringen schwierige Biografien mit. Das gilt auch für diejenigen, die in Klasse sieben von der Realschule zur Hauptschule wechseln, nach zwei Jahre voller Misserfolg-Erlebnisse.

Hinzu kommt, dass die Schüler aus 21 Herkunftsländern stammen, viele aus unstabilen Familienverhältnissen und nur unzureichend auf den deutschen Schulbetrieb vorbereitet. Deshalb bieten die Lehrer zusätzlichen Deutschunterricht an, auch wenn er nicht im Lehrplan steht.

Einige Fälle haben sich Heinz Neudörffer ins Gedächtnis eingebrannt. Beispielsweise der Vater, der seinen Sohn von einem Montage-Aufenthalt in Kuba nach Deutschland mitbrachte. "Der sprach kein Wort Deutsch, nicht einmal Englisch."

Zum Glück gab es einen Lehrer, der sich mit dem Kind auf Spanisch verständigen konnte. Dank seines Extra-Sprachunterrichts kam der Junge in der Schule mit, bis der Vater ihn von einem Tag auf den anderen nach Kuba zurückschickte.

Dennoch erleben die Lehrer immer wieder Erfolge, nicht nur beim Lernen. Wie im Fall der Schülerin, deren gutes Vertrauensverhältnis zu den Lehrern sie vor sexuellem Missbrauch bewahrte. Der Vater befürchtete, dass sie ihn verraten werde, ist Heinz Neudörffer überzeugt: "Wenn es diese Kollegen hier nicht gäbe, hätte ich mir schon längst eine andere Stelle gesucht."