Grevenbroich. Diese Autowerkstatt ist anders. Schraubenschlüssel und Ersatzteile liegen blank poliert auf einer hellen Arbeitsplatte. Es riecht kaum nach Schmierstoffen und Gummi, an den Wänden hängen große Gemälde, entworfen hat sie der Besitzer der Werkstatt, Rafael Rasenberger. Statt eines Blaumanns trägt er schwarze Hose und T-Shirt mit blaugestreiften Hosenträgern. Privat trifft man den 32-Jährigen allerdings meist in hellen Anzügen und Weste an, die an einen englischen Gentleman der 50er Jahre erinnern. Rasenbergers Leidenschaft gilt jedoch nicht den englischen Roadstern, sondern den amerikanischen Limousinen der 60er und 70er Jahre.
Vor einem Jahr hat Rasenberger die "Oldtimer Basis" in Grevenbroich eröffnet, die einzige Werkstatt im Rhein-Kreis Neuss, die sich auf amerikanische Wagen spezialisiert hat. Mittlerweile kommen Kunden aus ganz Deutschland, aber auch aus Österreich und der Schweiz zu dem Oldtimer-Experten. "Hin und wieder taucht hier auch ein Kunde mit einem jüngeren amerikanischen Modell auf, weil er einfach keine passende Werkstatt findet", sagt Rasenberger.
Bei seiner Arbeit setzt er auf Qualität: "Wir machen keine Reparaturen, bei denen nur das Nötigste erledigt wird, obwohl wir der Meinung sind, dass der Rest auch nicht mehr lange hält", erklärt er. Denn letztendlich bleibt der Kunde dann irgendwann mit seinem Schmuckstück liegen - und schuld ist am Ende die Werkstatt.
"Den Oldtimerfahrer" schlechthin gebe es nicht, erklärt er. Die einen sehen ihr historisches Auto als Wertanlage und fahren es - wenn überhaupt - spazieren. Für die anderen ist der Wagen ihr Ein und Alles, das mehr mit Herzblut läuft als mit Super bleifrei.
Er selbst gehört zu der Gruppe der Alltagsfahrer, nennt einen 1962er Ford Thunderbird sein Eigen. Den Wagen hat er für den täglichen Gebrauch modifiziert. Er bekam eine moderne Zündanlage, fährt mit gängigem Kraftstoff und hat nun weniger PS. Wie auf einem "fliegenden Teppich" fühle man sich damit, beschreibt er schwärmend. "Wenn du einen Oldtimer fährst, freust du dich auf das Fahren und dann sind selbst Berufsverkehr und Stau nicht mehr schlimm."
Zuverlässig müsse der Wagen allerdings sein. Dafür braucht er eine regelmäßig Wartung. In der "Oldtimer Basis" wird diese Arbeit sehr ernst genommen. Manche Flitzer können nach einem gründlichen Check die Werkstatt schnell wieder verlassen, andere stehen dafür mehrere Monate, bis alles instandgesetzt ist. Den Zeitfaktor beeinflussen meistens die benötigten Ersatzteile. "Manchmal dauert es Wochen, bis die Teile aus den USA kommen, manchmal sind sie innerhalb von 48 Stunden da."
Rasenberger hat viel vor in der Zukunft: Spätestens in einem Jahr möchte er einen Auszubildenden einstellen, der in der "Oldtimer Basis" die "richtige Mechanik" erlernen soll. Ein passender Lehrling ist allerdings nicht leicht zu finden, denn er müsse "etwas auf dem Kasten haben", fordert Rasenberger. Er selbst hat seine Ausbildung bei Porsche gemacht und anschließend als Rennmechaniker des Steam-Racing Teams gearbeitet. In ein oder zwei Jahren möchte er zudem die Werkstatt vergrößern, um mehr Oldtimer alltagstauglich zu machen. Als Vorführwagen soll Rasenbergers erster Oldtimer, ein 77er Chevrolet Camaro, herhalten. "Ich möchte mit diesem Wagen das Pro Touring zeigen, also einen alten Wagen mit moderner Sportwagen-Technik ausrüsten."