Hafen: Bürger sehen Pläne ein
Nur wenige Neusser informierten sich über die Planungen auf dem Werhahn-Gelände.
Neuss. Die geplante Bebauung westlich des Hafenbeckens 1 ruft seit langem viele Kritiker auf den Plan. Denn durch die Entstehung von Wohnungen an der Rheintor- und Düsseldorfer Straße rücken die Innenstadtbebauung und die Industriebetriebe des Hafens eng aneinander.
Nachdem ein überarbeiteter Bebauungsplan vor einigen Wochen im Stadtrat vorgestellt wurde, ist er jetzt in einer Offenlage der breiten Öffentlichkeit präsentiert worden — und die verhielt sich überraschend ruhig. Mehr als die Hälfte der Plätze im Kasino der Rheinlandversicherung blieben leer, als Anne Becker von der Stadtplanung Neuss gemeinsam mit Professor Ulrich Coersmeier und anderen Beteiligten den Anwesenden den neuen Bebauungsplan vorstellte.
Becker verwies vor allem auf die wichtigsten Änderungen, die der neue Plan im Gegensatz zum alten aufweist. Anstatt eines „vorhabenbezogenen Bebauungsplans“, bei dem ein Investor für die gesamte Anlage verantwortlich zeichnen würde, hat sich der Eigentümer des Geländes, die Wilhelm Werhahn KG, für einen „Angebotsbebauungsplan“ entschieden, bei dem einzelne Grundstücke zur Bebauung abgegeben werden sollen.
Des Weiteren soll eine öffentliche Straße die autonome Erschließung des Baus ermöglichen. Die wichtigste Änderung verwandelt die bisher offene Bebauung nun in eine, die sich selbst schützt. Glasbausteine sollen die Front der Wohnblöcke zur Wasserseite hin abschließen. Auf dieser Seite dürften dann weder Wohn- noch Schlafzimmer entstehen. Die sollen zu den komplett umschlossenen, ruhigen Innenhöfen ausgerichtet sein.
So sollen auf der einen Seite die Einwohner vor Geräusch- und Geruchsbelästigung geschützt werden, andererseits die Industrie im Hafen vor Beschwerden und städtischen Auflagen verschont bleiben. Die Lärm- und Geruchsbelästigungen waren denn auch die Themen, die den Anwesenden vor allem auf den Nägeln brannten. So wie Heinrich Mohren, der seit vielen Jahren an der Rheinstraße wohnt. Er plädierte dafür, nicht so viel Engagement in die Schaffung von Glaswänden zu investieren, sondern stattdessen die Industrie im Hafen einzudämmen. Dem widersprachen die Planer. Denn das neue Projekt sei gerade so entwickelt worden, dass ein Nebeneinander sowohl von Wohnhäusern als auch von Industrie möglich sei. Neben den geplanten Glaswänden soll auch ein Park mit vielen Bäumen auf der anderen Seite des Wassers die jetzigen und künftigen Einwohner vor Lärm schützen.
Zur Fragen der Anwesenden nach der Geruchsbelästigung, versicherten die Planer, dass es anlagebezogene Gerüche zwar weiterhin geben würde, diese aber im Wohnbereich nicht die erlaubten Grenzwerte überschreiten würden.
Heinz-Otto Mayser, Bewohner in der Salzstraße, interessierte sich vor allem für die äußere Gestaltung der Wohnanlage. Ulrich Coersmeier konnte ihm zwar versichern, dass für das Objekt widerstandsfähige und zusammenpassende Strukturen vorgesehen seien mit Ziegel und Ziegelputz, und auch „kein grasgrün und zitronengelb“ infrage käme, aber es sei doch eine exemplarische Bebauung, die nicht im Detail festgelegt wäre. Ebenso wäre für das Objekt zwar eine Brücke vorgesehen, die allen Neussern eine bequeme Erreichbarkeit der Promenade sichern würde, den genauen Standort könne man aber im Augenblick noch nicht angeben.
Am Ende waren die Anwesenden mit den Ausführungen der Planer zufrieden, beanstandeten aber zum Teil die kurzfristige Bekanntgabe der Offenlegung.