Hans-Christian Markert: pragmatischer Energiepolitiker

Hans-Christian Markert kämpft für starke Grüne.

Neuss. Einst wollte er, geprägt von Friedensbewegung und Kirchentagen, Pfarrer werden und studierte evangelische Theologie, dann wechselte er zu den Rechtswissenschaften und landete im Ministerium von Bärbel Höhn.

Hans Christian Markert (43) trat 2010 im Neusser Wahlkreis für die Grünen an; der (Landespolitik-)Novize hatte gleich einen guten Listenplatz ergattert und wurde Landtagsabgeordneter. Das will er wiederholen: Listenplatz 18 — wie vor zwei Jahren — sichert ihm den Einzug, wenn die Grünen im Land auf 9,5 Prozent der Stimmen kommen. Das ist wahrscheinlich.

Gelassen nehme er vor diesem Hintergrund den Wahlkampf allerdings nicht, sagt er. Kämpfen für Rot-Grün trägt für ihn den Zusatz: „Für starke Grüne in einer rot-grünen Landesregierung.“ Da sieht er „bei dem großen Anteil an Schnittmengen“ durchaus unterschiedliche Positionen. Zum Beispiel auf dem Feld Energiepolitik, seinem Schwerpunktthema, das er im Landtag auch als Sprecher seiner Fraktion vertrat.

„Wir wollen das Land aus den Fängen von RWE und der weiteren Nutzung fossiler Energien befreien“, sagt er — kein einfaches Wahlkampfthema im Rhein-Kreis Neuss. Es gelte, da die Energie zu produzieren, wo sie auch verbraucht werde; die Neusser Stadtwerke seien auf diesem Weg schon vorangekommen. Und die Industrie? Markert präferiert Gaskraftwerke. „Das geht in Krefeld, das geht hier auch“, betont er.

Der Politiker sieht sich als Pragmatiker. Lese er auf Plakaten grüner Wähler den Slogan vom „Atomausstieg sofort“, könne er das nachvollziehen. „Aber es ist nicht machbar. Es gibt rechtliche Grenzen, und es ist unrealistisch, wenn wir nicht aus dem Ausland zukaufen wollen.“ Schneller als das von der Bundesregierung vorgegebene Ziel von Ende 2022 gehe es allerdings schon.

Vor zwei Jahren hatte Markert kurz vor der Wahl die grünen Anhänger aufgerufen, die Erststimme nicht ihm, sondern dem SPD-Kandidaten Fritz Behrens zu geben. Ob er das nun für Reiner Breuer auch so handhaben will, lässt er offen und spricht von einem „rein theoretisch möglichen“

Geben und Nehmen: grüne Erststimme für Reiner Breuer, der darauf angewiesen sei, — dann aber SPD-Zweitstimme für die Grünen. Starke Grüne sind für ihn auch Voraussetzung, dass eine große Koalition vermieden wird, „das schlechteste aller Bündnisse“.