Heinz Runde bietet Rücktritt an

Der unter Korruptionsverdacht stehende Geschäftsführer war seiner Abberufung knapp entgangen.

Foto: woi

Neuss. Der Korruptionsverdachtsfall bei den Stadtwerken führt zu ersten personellen Konsequenzen. Stadtwerke-Vorstand Heinz Runde (66), der vergangene Woche nur knapp seiner Abberufung durch die Gesellschafterversammlung entgangen war, hat gestern Nachmittag angeboten, seine Geschäftsführerfunktion niederzulegen. An dieses Angebot sollen keine Forderungen geknüpft sein, hieß es am Abend. „Heinz Runde erkennt offensichtlich selbst, dass es ein Weiter so nicht geben darf“, kommentierte Bürgermeister Reiner Breuer die Ankündigung. Er hatte Runde zuvor eine Fortzahlung der Bezüge für den Fall angeboten, dass dieser seine Amtsgeschäfte ruhen lässt. Das wurde ausgeschlagen. Gestern machte er wiederum klar, dass er einem Auflösungsvertrag mit Abfindung nie zustimmen wird. „Der goldene Handschlag ist keine Option.“

Foto: woi

Seit Mitte 2014 ermittelt die Staatsanwaltschaft Wuppertal im Kern gegen den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Stadtwerke Energie und Wasser GmbH. Im Dezember hatte es wegen „erhärteter Vorwürfe“ neuerliche Durchsuchungen gegeben. Runde hatte gegenüber Politik und Aufsichtsgremien alle Vorwürfe bestritten, doch hielt ihn Breuer nicht länger für tragbar. Der in der Vorwoche nur knapp gescheiterte Antrag, Runde aus dem Amt zu entfernen, wäre heute im Rat voraussichtlich wiederholt worden. Der Punkt bleibe auf der Tagesordnung, sagt Breuer. Er rechnet jedoch nicht damit, dass noch ein Anweisungsbeschluss an Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat nötig wird, anders zu entscheiden als noch vor einer Woche. „Ich gehe davon aus, dass die Gremien das Angebot annehmen werden“, sagte Breuer. Die wollen sich darüber kurzfristig beraten.

„Es ist zu vermuten, dass die Debatte um meine Person bis zu meinem planmäßigen Ausscheiden Ende Mai nicht abreißen wird“, begründete Runde seinen Schritt. Diese Situation könnte sich zum Schaden der Gesellschaft entwickeln und das möchte er „auf jeden Fall verhindern“.

Jörg Geerlings, Aufsichtsratsvorsitzender Stadtwerke Energie und Wasser GmbH, zollt Runde für sein Verhalten Respekt. Er betont aber auch, dass das Angebot kein Schuldeingeständnis sei. Auch Breuer zeigte sich erleichtert und sprach von einem „wichtigen Schritt“, der gut für die Stadtwerke sei.

Die Fraktion „Die Linke“ indes wird sich heute damit nicht zufrieden geben. Sie hätte Rundes Abberufung weiterhin gefordert, betont der Fraktionsvorsitzende Roland Sperling. Seiner Partei gehe es aber auch darum, dass die SWN-Gremien auf eine umfassende Zusammenarbeit mit dem Antikorruptionsbeauftragten der Stadt festgelegt werden. Dazu wird die Linke heute einen Antrag stellen. Denn bislang, so erklärt Vincent Cziesla, wolle eine Mehrheit des Aufsichtsrates „Aufklärung lieber behindern“. Er hat deshalb sein Aufsichtsratsmandat gestern niedergelegt.