Kläranlage bekommt neue Technik

Der Erftverband investiert etwa acht Millionen Euro in die Anlage am Nordkanal. Damit soll sie wieder zu einem Vorzeigeobjekt werden und weniger Energie verbrauchen.

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Kaarst. Die Kläranlage am Nordkanal galt lange Zeit als die größte Membranbelebungsanlage in ganz Deutschland. Sie wurde zur Pilgerstätte für alle, die sich für modernste Klärtechnik interessieren. Auch die grüne Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn, die die Anlage 2004 als NRW-Umweltministerin eröffnet hatte, war noch im vergangenen Sommer vor Ort. Vielleicht kommt schon 2017 wieder hoher Besuch an den Nordkanal: Der Erftverband wird rund acht Millionen Euro in die Anlage investieren. Mit allerneuester Technik soll sie wieder zu einem Vorzeigeobjekt werden — und deutlich weniger Energie verbrauchen.

Heinrich Schäfer, Bereichsleiter „Abwassertechnik“ beim Erftverband

Im Bau- und Umweltausschuss stellten Heinrich Schäfer, Bereichsleiter „Abwassertechnik“ beim Erftverband, und sein Mitarbeiter René Düppen die Planungen vor. „Wir warten täglich auf die Genehmigung durch die Bezirksregierung“, erklärte Schäfer. Dann werde zügig das Vergabeverfahren eröffnet. Die ursprünglich ermittelten Kosten von knapp neun Millionen Euro konnten auf gut acht Millionen gesenkt werden. Nicht zuletzt wegen der neuen Technik wird es Zuschüsse in Höhe von rund 4,9 Millionen Euro geben.

René Düppen erläuterte die tiefgreifenden Veränderungen, die unter der Überschrift „Anaerobe Schlammbehandlung zur Reduzierung der Energie- und Betriebskosten“ stehen. Und er nannte ein Ziel: „Wir haben den Jahresstromverbrauch bereits von fünf auf 3,3 Megawatt reduziert.“ Durch die Umrüstung der Anlage sollen weitere 1,2 Megawatt eingespart werden.

Herzstück der Investitionen werden ein Faulturm und ein Blockheizkraftwerk sein. Im Faulturm aus Edelstahl wird Methan erzeugt, aus dem Strom gewonnen werden kann. „Nicht, dass wir wieder ein Geruchsproblem bekommen“, sagte der Ausschussvorsitzende Josef Karis. Die Vertreter des Erftverbandes halten dies für ausgeschlossen. Es handele sich um ein geschlossenes System. Der Faulturm hat 2700 Kubikmeter Fassungsvermögen. Gebaut wird auch ein neues Vorklärbecken, in dem Siebe installiert werden. Weitere Einsparungen werden dadurch erzielt, dass die Restschlamm-Menge reduziert werden kann. Dieser Schlamm wird verbrannt. Heinrich Schäfer beschrieb die Reinigungsleistung nach der Umrüstung so: „Das geklärte Wasser hat dann Badewasser-Qualität.“

„Wirken sich diese Investitionen auf die Gebühren aus?“, wollte Rainer Milde (CDU) wissen. Davon geht Schäfer nicht aus, meint vielmehr, dass „die Gebühren ohne diese Investitionen wahrscheinlich gestiegen“ wären. Trotz der aufwendigen Aufrüstung wird es noch Optimierungspotenzial geben. Es geht um eine mögliche Belastung durch Medikamente. „Hat man das im Blick?“, fragte Sabine Kühl (SPD). „Die Membrantechnologie ist dafür prädestiniert, dass ein Aktivkohlefilter installiert werden kann“, erklärte Düppen. Heinrich Schäfer wies auf ein laufendes Forschungsprojekt hin: „Die Investitionen zur Beseitigung solcher Mikroschadstoffe aus Medikamenten und Kontrastmitteln sowie aus Pflanzenschutzpräparaten sind überschaubar, es ist jedoch mit hohen Betriebskosten zu rechnen. Wir prüfen derzeit, an welchen Anlagen es solche Belastungen gibt, setzen nicht blind etwas um.“ Denkbar sei, entsprechende Technik auf zwei, drei große Anlagen zu konzentrieren.