Wirtschaftsstandort Rhein-Kreis Neuss Kreis will britische Firmen anlocken

Rhein-Kreis. · Laut einer IHK-Studie ist der Rhein-Kreis als Wirtschaftsstandort bei ausländischen Firmen gefragt. Ein Grund ist die Infrastruktur, auch dank des Neusser Hafens. Den drohenden Brexit will der Kreis als Chance nutzen.

Der Neusser Hafen aus der Luft: Auch seinetwegen ist der Rhein-Kreis Neuss ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Drei internationale Flughäfen in der Nähe – Düsseldorf, Köln-Bonn, Weeze –, ein dichtes Netz an Autobahnen und Bahnstrecken, die Nähe zu den Niederlanden und Belgien und den Rhein als bedeutende Wasserstraße vor der Haustür: Es gibt viele Gründe, weshalb der Wirtschaftsstandort Mittlerer Niederrhein bei ausländischen Firmen enorm gefragt ist. Das untermauert auch die jetzt veröffentlichte Studie „Ausländische Unternehmen im Rheinland“ der Industrie- und Handelskammern (IHK) Mittlerer Niederrhein, Düsseldorf, Köln, Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Bergische IHK und Niederrheinische IHK zu Duisburg. Demnach boomt das Rheinland als internationaler Wirtschaftsstandort.

Das ist vor Ort zu spüren. Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, betont: „In unserem Bezirk – dem Rhein-Kreis Neuss, den Städten Mönchengladbach und Krefeld sowie dem Kreis Viersen – hat die Zahl der ausländischen Unternehmen, die im Handelsregister eingetragen sind, gegenüber 2016 um 13 Prozent auf 1897 Unternehmen zugenommen.“ Dabei ist die Zahl der Unternehmen aus Greater China – dazu zählen China, Hongkong, Macau und Taiwan – mit 70 Prozent auf 256 besonders stark gestiegen. Ebenfalls überdurchschnittlich zugenommen hat die Zahl der Firmen aus Österreich (plus 48 Prozent), Großbritannien (plus 24 Prozent) und Belgien (plus 22 Prozent). Allerdings gibt es durchaus auch Grund zur Sorge. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke verweist zwar auf die wirtschaftliche Stärke des Rhein-Kreises („Landesweit einer der beliebtesten Standorte bei ausländischen Unternehmen“), blickt aber auch auf die zunehmende Abschottung einzelner Märkte und den Brexit. Gerade für eine exportstarke Region wie den Rhein-Kreis Neuss sind dies Unwägbarkeiten, die die Zukunft und die Planung und Investitionsbereitschaft von Unternehmen beeinflussen. „Großbritannien ist ein wichtiger Handelspartner für unsere international ausgerichtete Wirtschaft“, erklärt Petrauschke. Er sieht jedoch nicht nur das Brexit-Risiko, sondern auch eine Chance. „Wir sind auch aktiv, um Unternehmen aus Großbritannien eine attraktive Perspektive für einen Standort in der Europäischen Union aufzuzeigen und diese für unseren Kreis zu gewinnen.“

Die Niederlande sind
am stärksten verteten

Zudem blickt der Landrat auf China. „Chinesische Firmen nutzen unseren Kreis seit vielen Jahren als zentrale Drehscheibe in Europa. Hier tragen auch unsere traditionell engen Verbindungen insbesondere in die nordrhein-westfälische Partnerprovinz Jiangsu Früchte“, erklärt er. 2018 hat es drei Unternehmen aus China (Hisense Germany GmbH, Douer GmbH, XYZ Machinery GmbH) und ein britisches Unternehmen (Yours Clothing) in den Rhein-Kreis gezogen. Zudem haben der Automobilzulieferer Yanfeng Automotive Interiors (Hauptsitz ist Shanghai) sowie Ineos (Hauptsitz ist London) in ihre Standorte in Neuss beziehungsweise Dormagen investiert. Das schafft und sichert Arbeitsplätze. Ineos zum Beispiel hatte in Dormagen Ende des ersten Quartals 2019 insgesamt 131 Beschäftigte mehr als ein Jahr zuvor. Die Niederlande bleiben mit 452 Unternehmen die am stärksten am Niederrhein vertretene Nation, gefolgt von Firmen aus Greater China (256) und den USA (143). Letztere sind unter anderem mit dem Multitechnologiekonzern 3M oder dem Pharmaunternehmen Johnson & Johnson in Neuss vertreten.