Ikea-Baustelle verärgert Anlieger
Lkw wirbeln bei der Auf- und Abfahrt große Mengen Staub auf. Der lässt umliegende Gebäude und Fahrzeuge schnell verdrecken.
Holzbüttgen. Für Guido Coenen ist das Maß voll. Trotz hoher Temperaturen halten die Mitarbeiter seiner Firma Hoffmann Verpackung die Fenster der Büros geschlossen, die Klimaanlage bleibt aus. „Die würde den Staub aus der Umgebungsluft mit einsaugen, und die Filter wären rasch verstopft“, sagt Coenen. Seit Wochen schon fühlt sich die Belegschaft des Unternehmens am Hüngert 5 durch den Staub beeinträchtigt, den Baumaschinen und Lastwagen auf der Baustelle gegenüber aufwirbeln. Dort wächst der weltweit modernste Ikea-Markt. Coenen dokumentierte die dichten Staubwolken, die nach wenigen Tagen ohne Regen über dem Gelände hingen und durch den Südwestwind auf das nahe Firmengebäude trieben. „Papiere, Telefone, Drucker und Monitore — alles ist voller Feinstaub“, klagt Geschäftsführerin Andrea Müller und fährt mit der Hand durch eine hellbraune Schicht auf einer eigentlich schwarzen Oberfläche auf der Terrasse. Die für Pausen beliebte Außenfläche hat in diesem Sommer noch keiner der rund 60 Mitarbeiter benutzt. Auch die Autos von Angestellten und Kunden verdrecken in kurzer Zeit.
Schmutzige Fassaden, verstaubte Innenräume — für Thomas Cremer und Hermann-Josef Krücken bedeutet der Baustellendreck zudem eine wirtschaftliche Einbuße. Die beiden Messebauer betreiben eine 900 Quadratmeter große Solaranlage auf dem Dach ihrer Firmenhalle an der Hanns-Martin-Schleyer-Straße. „Die ist aufgrund der Verschmutzung nicht mehr wirtschaftlich einsetzbar“, sagt Thomas Cremer, dadurch entstünden ihnen finanzielle Verluste. Kosten für eine professionelle Reinigung der Fläche laut verschiedenen Angeboten: zwischen 1600 und 1900 Euro. Die hätte Cremer gern erstattet.
„Wir sind keineswegs Gegner von Ikea“, betont Guido Coenen, „und es ist klar, dass eine Baustelle Schmutz verursacht. Aber es muss alles im Rahmen bleiben.“ Wiederholt haben sich die genervten Nachbarn an die Planer und das bauausführende Unternehmen Eurovia sowie die Stadt Kaarst gewandt, schließlich Ikea als Bauherrn eingeschaltet. Mitte Juni fanden sich Vertreter von Ikea und der Baufirma zu einem Ortstermin ein. „Es wurden Maßnahmen angekündigt, aber nicht umgesetzt“, kritisiert Coenen.
„Das Thema ist uns bekannt, wir sind im Gespräch mit den Nachbarn und bemühen uns um eine gute Lösung“, versichert Ikea-Pressereferentin Chantal Gilsdorf. So sei nach den jüngsten Beschwerden kurzzeitig der Lkw-Verkehr zur Baustelle stillgelegt und die Zufahrt bewässert worden, um den Staub zu binden. „Das machen wir ohnehin regelmäßig“, sagt Gilsdorf. Ikea sei an einer guten Nachbarschaft mit den Unternehmen im Gewerbegebiet interessiert und setze sich für eine zeitnahe Verlegung der Lkw-Zufahrt ein. Die könnte dort eingerichtet werden, wo künftig auch die Hauptzufahrt des neuen Einrichtungshauses liegen soll: an der neuen Kreisstraße 37. „Das Problem ist, dass die Straße noch nicht für den öffentlichen Verkehr freigegeben ist“, erklärt Gilsdorf, macht den Nachbarn aber Hoffnung: Bei einem Treffen zwischen Ikea und dem Rhein-Kreis Neuss soll besprochen werden, ob die Baustellen-Laster eine Sondergenehmigung zur Vorabnutzung erhalten können.