Neuss soll Sportzentren bilden

Der Entwurf des Sportentwicklungskonzeptes sieht keine Schließung von Anlagen vor, aber Priorisierungen.

Foto: Woitschützke

Neuss. Das Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung (IKPS) hat seine Hausaufgaben gemacht und den Entwurf eines Sportentwicklungskonzeptes vorgelegt. Die erwartete und von einigen Vereinen und Politikern befürchtete Schließung einzelner Bezirkssportanlagen steht nicht in dem noch unter Verschluss gehaltenen Konzept — wohl aber ein anderer Umgang mit den Anlagen. Das geforderte Ziel: Zentrenbildung. Dem Gros der Anlagen wird künftig die Funktion eines „Grundversorgers“ für den Schul- und Vereinssport zugewiesen. Eine, so wörtlich, „bedarfsspezifische Anpassung“ könnte damit verbunden sein.

Foto: Woitschützke

Eine besondere Förderung aber sollen die Anlagen genießen, die zu Zentren unterschiedlicher Sportarten ausgebaut werden sollen. Neben der schon zum Leichtathletikzentrum umgewandelten Ludwig-Wolker-Sportanlage haben die Planer Weckhoven als Zentrum für „American Sports“ und das Jahnstadion für Tennis und Hockey im Auge. Weil das Jahnstadion auch für den vereinsungebundenen Freizeitsport Bedeutung hat, kommt es als Fußballzentrum nicht in Betracht.

Foto: Woitschützke

Diese sieht die Studie im Hubert-Schäfer-Sportpark Weissenberg (Zentrum Nord), der BSA Gnadental (Mitte) und dem von-Waldthausen-Stadion Norf (Süd) vor — auch wenn der dort beheimatete TSV im Schwerpunkt kein Fußballverein ist. Ein weiterer innenstadtnaher Standort könnte hinzukommen.

Foto: Woitschützke

Folgt die Politik dieser Linie, ist die Frage, wo die beiden bereits etatisierten Allwetterplätze mit Kunstrasenbelag entstehen, entschieden: in Norf und Gnadental — denn in Weissenberg gibt es den schon. Weil aber gerade diese Plätze begehrt sind, haben die Gutachter einige Entscheidungs-Kriterien definiert. Ganz oben auf der Liste: die Bereitschaft zur gemeinsamen Nutzung.

Das Konzept ist über Infrastruktur-Vorschläge hinaus breit gehalten. So soll die Bewegungsförderung für Kinder und Jugendliche ausgebaut werden, indem zum Beispiel in jeder Kita ein Erzieher mit Zusatzausbildung Bewegungserziehung ist, (noch) mehr Kitas zu Bewegungskindergärten entwickelt und Schulhöfe bewegungsfreundlich gestaltet werden. Die Etablierung einer regelmäßigen Sichtung der Grundschüler soll Entwicklungsdefizite erkennen lassen — aber auch besondere Talente.

Für die Zielgruppe der Erwachsenen bekommt der Freizeit- und Gesundheitssport eine immer größere Bedeutung. Wenn Clubs dem Beispiel des TSV Norf oder der TG Neuss folgen und ein vereinsgeführtes Fitness- und Gesundheitszentrum etablieren möchten, wird das nicht nur als zukunftsweisend begrüßt, sondern sollte von der Stadt auch gefördert werden. Denn solche Zentren mit Kursen in meist kleineren Gruppen entlasten auch die Turnhallen im Stadtgebiet. Wie bei den Bezirkssportanlagen halten die IKPS-Planer die Versorgung der Stadt mit Hallen — rein quantitativ — für gut. Doch zu prüfen sei, ob zur besseren Ausnutzung der Sportstätten an Abenden und Wochenenden eine Übertragung der Schlüsselgewalt an Nutzer möglich ist, und ob auch bei den Hallen sportartenspezifische Zentren gebildet werden könnten. Im Bereich Handball oder Hockey gibt es das bereits. Und weil in der Planungsgruppe nicht über Geld gesprochen wurde, steht auch der Neubau einer Veranstaltungs- und Sporthalle mit 2000 Tribünenplätze im Konzept. Der Erkenntnis, dass Sport nicht nur in Vereinsanlagen getrieben wird, trägt das IKPS-Konzept ebenfalls Rechnung. Es begrüßt die im Jugendamt begonnenen Überlegungen zur Weiterentwicklung der Bolzplätze und macht eigene Vorschläge für den Südpark und den Stadtgarten. Im Freizeitsportareal Galopprennbahn sieht IKPS großes Potenzial. Das auszuschöpfen, verlangt aber nach einem ganz eigenen Konzept.