Zu wenig Heu lässt Preise steigen

Wegen des durchwachsenen Wetters gibt es wenig Heu. Pferdehalter wie Barthel Velder müssen mehr für das Futter bezahlen.

Foto: Lothar Berns

Grevenbroich. Bis zum Frühjahr dieses Jahres zahlte Barthel Velder vom Gut Heyderhof für 100 Kilo Heu im Schnitt 18 Euro plus Mehrwertsteuer. „Im Augenblick kostet diese Menge zwischen 21 und 23 Euro“, sagt er. Wegen des anhaltend schlechten Wetters sei das Heu knapp geworden und der Preis explodiert.

Der Schnittzeitpunkt für das Gras ist deutlich überschritten. „Normalerweise geschieht das zwischen Ende Mai und Mitte Juni“, sagt Klaus Hünting von der Landwirtschaftskammer NRW. Auswirkungen habe das vor allem auf die Qualität des Heus, „das jetzt durchaus mit Sporen von Schimmelpilzen belastet sein könnte“, sagt Hünting. Und wer Tiere hat, der weiß, wie empfindlich sie reagieren auf schlechtes Futter.

Für die Produktion von Heu muss das Wetter ein paar Tage am Stück trocken sein, um einerseits die Böden befahren und das Gras abernten zu können. Viel wichtiger aber ist die Trockenperiode für die Lagerung des Grases. „Wenn man einen Grashalm abschneidet, besteht er aus 75 Prozent Wasser“, erklärt Klaus Hünting. Lagerfähig sei Gras aber erst bei einem Wassergehalt zwischen zwölf und 14 Prozent, „sonst werden Mikroorganismen aktiv“, sagt der Experte von der Landwirtschaftskammer. Das Gras erwärmt sich, verdirbt oder kann sich im schlimmsten Fall entzünden.

Barthel Velder produziert neben dem Reitbetrieb selber ein bisschen Heu. Lange nicht genug, um alle Pferde, die auf dem Gut untergebracht sind, durchzufüttern, „aber bis Weihnachten reichen die Vorräte noch“. Ein paar Reserven seien noch übrig aus den Vorjahren, 2014 zum Beispiel soll gut gewesen sein. „Zum Glück habe ich den Platz, um das Heu lagern zu können“, sagt er. Einen eigenen Schnitt konnte Velder bisher machen auf seinen Feldern, „sonst habe ich in dieser Jahreszeit schon immer den zweiten erledigt.“ Velders Hauptlieferant sitzt im rheinland-pfälzischen Hunsrück, „ich muss abwarten, wie viel ich zu welchem Preis von ihm bekomme“, sagt er. Vermutlich wird er teures Heu dazu kaufen müssen, die Kosten umlegen auf die Mieter der Boxen und Ställe will Velder aber nicht. „Wir haben ohnehin ein Überangebot, da kann ich die Preise sicher nicht nach oben treiben“, sagt er.

Auf der anderen Seite ist Barthel Velder froh, dass der Hof nicht voll belegt ist und nur 70 Pferde dort stehen, „bei der aktuellen Lage.“ Alternativ füttert er übrigens Heulage. „Das wollen viele Pferdehalter nicht, weil sie meinen, Lage ist Kuhfutter“, erzählt Velder, der das anders sieht, und die Kosten liegen bei etwa 14 Euro für 100 Kilo.

Der Pferdewirt und die Landwirte in und um Grevenbroich hoffen nun auf ein paar schöne Tage, zumal am Wochenende auch die Getreideernte in NRW begonnen hat, für die es ebenfalls trocken sein muss. Thomas Gerwin vom Deutschen Wetterdienst hat leider keine guten Prognosen: „Die schönen Aussichten haben sich schon wieder zerschlagen“, sagt er. „Der Sommer ist eine mittlere Katastrophe in diesem Jahr, den können wir uns wohl abschminken.“