Im Jröne Meerke ist Leben drin

Durch ein Verfahren mit Ultraschallimpulsen ist der Algenbewuchs deutlich zurückgegangen. Die höhere Wasserqualität des Sees wirkt sich erfreulich positiv auf die Pflanzen- und Tierwelt aus.

Foto: Woitschützke

Neuss. Noch vor anderthalb Jahren wäre ein Sprung ins Jröne Meerke eher eine Zumutung gewesen. Seit der See mit Ultraschallimpulsen behandelt wird, ist das anders. Gestern gingen Henrike Mölleken, neue Leiterin des Amtes für Umwelt und Stadtgrün, und der Biologe Udo Kosmac, langjähriger Leiter des chemisch-biologischen Labors der Linksniederrheinischen Entwässerungsgenossenschaft, in dem optisch klaren See tauchen. Sie wollten die seit Jahren verschwundenen Unterwasserpflanzen — sogenannte submerse Makrophyten —, die seit Juli 2016 wieder beobachtet worden sind, kartieren. Unter Wasser überzeugten sich die Hobbytaucher von der besseren Qualität des „grünen Sees“, wie das Jröne Meerke auf Hochdeutsch heißt.

In der Vergangenheit wurde es diesem Namen mit seinem dunkelgrünen, veralgten Gewässer mehr als gerecht. Das ist nun anders. „Der Algenbewuchs ist deutlich zurückgegangen“, sagte Mölleken. Gleichzeitig wachsen wieder normale Pflanzenbestände. Die Sichttiefe hat sich von zuletzt 30 Zentimetern auf 4,60 Meter erhöht. Aus dem einst trüben Baggerloch ist innerhalb eines guten Jahres ein klarer See geworden. Erreicht wurde dies durch ein Verfahren mit Ultraschallimpulsen. Während Besucher des Naherholungsgebietes bis auf zwei Stäbe, die aus dem Wasser ragen, nichts weiter sehen und schon gar nicht hören können, sei dies unter Wasser anders, so Mölleken: „Ein hohes Piepen ist da unten.“ Wie diese Töne dem Algenwachstum schaden, erklärte Hartmut Wassmann. „Der Schall erzeugt insbesondere bei Blaualgen Stress.“ Die Alge, die kaum Substanz hat, falle dadurch sofort zusammen. Auf normale Pflanzen habe der Ultraschall dagegen keine Wirkung.

Wassmann hat sein Ingenieurbüro nördlich von Berlin und setzt bereits seit 2012 am Hiltruper See in Münster das Ultraschallverfahren mit Erfolg ein. Die Stadt Neuss hat ihn mit der Kontrolle und Reduktion von Algen-Massenbildung per Ultraschall im Jröne Meerke seit Mai 2015 beauftragt. Mittlerweile ist dieses Verfahren auch Inhalt eines Forschungsprojekts, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

„Anfangs hatten wir Sorge, dass dieses Verfahren Auswirkungen auf die Tierwelt haben könnte — insbesondere auf das Echosystem der Fledermäuse“, so die städtische Biologin Susanne Wiertz-Kirchberg. Doch derlei Bedenken hätten sich nicht bestätigt. Im Gegenteil: Die verbesserte Wasserqualität habe auch positive Wirkung auf die Tier- und Pflanzenwelt. Es gebe mehr Libellen sowie Fischreiher und eine stärkere Population der Wasserfledermäuse sowie der Amphibien. „Die Erdkröte ist auch zurück“, so die Biologin und fügt hinzu: „Immerhin war das Jröne Meerke früher das größte Erdkrötengebiet in Neuss.“

Die Stadt hat in letzter Zeit unterschiedlichste Maßnahmen wie Absaugung des übermäßigen Gänsekots, Pflege der Flächen, Uferbepflanzung sowie eben dieses Ultraschallverfahren zur Verbesserung der Wasserqualität eingeleitet. Der Biologe Udo Kosmac war nach seinem Tauchgang überzeugt: „Die Summe all dieser Maßnahmen wirkt sich langfristig sehr positiv auf das Gewässer aus.“