Ist Grevenbroich S-Bahn-tauglich?
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) arbeitet an einer Machbarkeitsstudie. Ein zusätzlicher Bahnhof wäre möglich.
Grevenbroich. Die Stadt Grevenbroich sucht seit Jahren dringend S-Bahn-Anschluss. Jetzt könnte der Wunsch wahr werden. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) plant, die Regionalbahn (RB) 27 in einer neuen S-Bahn-Linie zwischen Köln und Mönchengladbach aufgehen zu lassen. Ob das grundsätzlich möglich ist, will der VRR in einer Machbarkeitsstudie überprüfen. Sollte diese zu dem Ergebnis kommen, dass Grevenbroich schnellbahnkompatibel ist, steht neben dem gesetzten Haltepunkt „Bahnhof Grevenbroich“ auch ein möglicher zweiter in der Südstadt zur Debatte.
„Alleine schon vor dem Hintergrund, dass dort viele Menschen im Industriegebiet arbeiten, würde das aus unserer Sicht Sinn ergeben“, erklärt Ursula Hauguth, Nahverkehrsexpertin der Stadt Grevenbroich. „Der VRR lässt zusätzliche Haltepunkte auf ihre Realisierbarkeit hin prüfen. Wann die Ergebnisse vorliegen und wo konkret eine Haltestelle hinkommen könnte, steht aber noch nicht fest.“ Infrage, sagt Hauguth, komme der Bereich zwischen der Straße „Auf der Schanze“, der Alten Lindenstraße und dem Industriegebiet. Tatsache ist auch: Ein gut funktionierender Nahverkehr ist ein wichtiger Standortfaktor, vor allem für Familien. „Tatsächlich hat sich die Stadt Grevenbroich bereits im Verkehrsentwicklungsplan 2003 über einen möglichen Haltepunkt in der Südstadt Gedanken gemacht“, sagt Ursula Hauguth. „Für die Planung weiterer Wohnbebauung in Wevelinghoven wäre das sicher ein zusätzlicher Pluspunkt, weil die Bürger von dort aus dann nicht bis zum Bahnhof in die Innenstadt fahren müssten, um mit dem Zug fahren zu können. Das würde auch den Innenstadtverkehr auf der Straße entlasten.“ Voraussetzung für einen Haltepunkt „Südstadt“, sagt Hauguth, sei dann aber zum Beispiel auch die Schaffung eines Park-and-Ride-Platzes.
Fest steht: Die Umwandlung der RB 27 zur S-Bahn ist Bestandteil des Entwurfs des VRR-Nahverkehrsplans 2016, mit dem der Verbund einen Rahmen für Nahverkehrsplanungen schaffen will. Rund 1800 Bürger haben bis Ende Mai im Rahmen eines Beteiligungsverfahrens ihre Meinungen und Vorschläge zum Nahverkehrsangebot im Gebiet des Verkehrsverbundes abgegeben.
Die S-Bahn-Pläne sind Teil von Überlegungen, den Verkehr zwischen Köln und Mönchengladbach „neu zu ordnen“, wie es im Entwurf heißt. VRR, Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR), die Stadt Köln und der Rhein-Erft-Kreis wollen die Machbarkeitsstudie für die S-Bahn „in Richtung Grevenbroich“ in Auftrag geben. Erste Ergebnisse sollen Ende 2016, Anfang 2017 vorliegen. Die neue Linie soll zusätzlich zum bestehenden Regional-Express 8 fahren, Details etwa zur Fahrtenhäufigkeit stehen noch nicht fest. Laut Planentwurf soll die S-Bahn aber über Grevenbroich hinaus stündlich bis Mönchengladbach verkehren — mit der RE 8 soll so ein 30-Minuten-Takt entstehen.
„Ein S-Bahn-Haltepunkt wäre für die Südstadt eine super Sache“, sagt Claus Schäfer (UWG): „Nicht nur, weil er bequem wäre, sondern weil er auch positive Auswirkungen auf unseren Stadtteil haben könnte — etwa wenn neue Bürger hierhin ziehen würden.“ Einen Haltepunkt an der Alten Lindenstraße würde er für ideal halten: „Dort ist ausreichend Platz für Parkflächen vorhanden.“