In Kaarst liegt das Rad vorne

Das ergab eine Umfrage dazu, welches Verkehrsmittel die Bürger im Jahr 2030 nutzen wollen.

Foto: A. Tinter

Kaarst. Gegen Ende des Aktionstages zur Europäischen Mobilitätswoche gab es einen eindeutigen Sieger: das Fahrrad. Die Besucher des Wochenmarkts stimmten mit Hilfe bunter Bälle über ihr zukünftiges Nutzungsverhalten diverser Verkehrsmittel im Jahre 2030 ab — 167 erhielt das Rad, das Auto nur 62 und der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) 41 Bälle. Das Car-Sharing (gemeinsame Auto-Nutzung) kam auf 13. „Das Zu-Fuß-Gehen fehlt für mich, denn das mache ich derzeit und möchte es später auch können“, meinte Doris Lotz, die in der Stadtmitte wohnt und alles per pedes erledigt. Can (12) bevorzugte Fahrrad und Car-Sharing. „Das möchte ich später machen“, sagte er im Brustton der Überzeugung. Zoheib (11) pflichtete ihm bei, während Seymen (10) auch auf den ÖPNV setzte.

Am Stand der Stadt gingen Aufkleber, Reflektoren und Sattelschutzhüllen weg wie warme Semmeln. „Wir wollen heute möglichst viele Bürger auf die verschiedenen Arten der Mobilität aufmerksam machen, insbesondere auf die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen sowie das Fahrrad“, erklärte Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus. Deshalb gab es an diesem Tag eine kostenfreie Nutzung der Buslinien.

Im vergangenen Jahr dauerte die Mobilitätswoche zum Thema Elektromobilität noch eine gesamte Woche, jetzt war sie zu einem Aktionstag zusammengeschrumpft. „Wir haben 2016 gute Erfahrungen gemacht. Zum aktuellen Thema der gemeinsamen Nutzung geteilter Mobilität gibt es in Kaarst kein Vielfaches an Angeboten. Damit können wir keine komplette Woche gestalten“, sagte Ulrike Nienhaus. Sie freute sich über die rege Teilnahme der Besucher an der Umfrage.

Ist das Fahrrad das Fortbewegungsmittel der Zukunft, so zieht das entsprechende Baumaßnahmen nach sich — hier gab es auch kritische Stimmen. „In Kaarst werden viele Fahrradwege nicht zu Ende gedacht und hören einfach auf — wie auf der Alten Heerstraße“, mahnte Dieter Christoph (78) an. Frohe Gesichter sah man bei denen, deren Bewerbung bei der Stadt um ein neues Fahrrad erfolgreich gewesen war. Die Räder stammten aus dem Fundbüro und wurden von der Firma Kirchhartz überprüft. Barbara Möhrke nahm das Rad für die Freundin ihres Bruders entgegen. Heidi Kirschbaum ist nach Abschaffung ihres Autos nur mit dem Rad unterwegs — aber es wurde ihr gestohlen.

Blanka Geys Rad war sogar „ausgeweidet“ worden. Jetzt wird die dreifache Mutter wieder mit dem Rad zur Bahn kommen. Brigitta Herrmanns Fahrrad war ebenfalls entwendet worden — sie nutzt das neue für ihren Weg zur Arbeit von Vorst nach Büttgen. Claudia Dietrichs Familie freute sich nach drei Fahrraddiebstählen über ein neues „allgemeines“ Rad. Lediglich zwei Bewerbungen und somit Gewinner gab es für die fünf Fahrradboxen an den S-Bahn-Haltestellen, deren Miete die Stadt für ein Jahr übernommen hat.