In Neuss sind die Monster los

Kerstin Bischof und Simone Lindenthal sind die „Mütter“ der kleinen Filz-Monster auf dem Erftgeländer an der Neustraße. Die Figuren sollen vor allem Spaß bereiten und sind auch zum Mitnehmen gedacht.

Foto: Kerstin Bischof

Neuss. Auf Facebook ging es rauf und runter, als das erste Bild der bunten Monster auf dem Erftgeländer an der Neustraße erschien: „Weiß jemand, wer die Monsterchen gemacht hat? Darf man sie mitnehmen?“ Die Gruppe „Quatschfilz“ wurde identifiziert, und ja, mitnehmen durfte man sie auch. Sollte man sogar.

Hans Ennen, der Leiter der Alten Post, hatte Glück und die letzten beiden Figuren von den insgesamt 13 abbekommen. „War ganz schön kniffelig, die Knoten der Filzbänder zu lösen“, sagt er lachend und zeigt stolz seine kleine „Erbsprinzessin“ vor. So hat die „Monstermama“ sie jedenfalls genannt. Sie stammt aus der Werkstatt von Kerstin Bischof und ist wahrlich beim Quatschen mit ihrer Freundin Simone Lindenthal entstanden. Einmal im Jahr treffen sich die beiden Frauen, die sich zum einen natürlich blendend verstehen, aber zum anderen auch eine gemeinsame Leidenschaft teilen: das Filzen. „Aber es muss vor allem Spaß machen“, sagt die Neusserin, die ihre Wolle mittlerweile auch oft selbst färbt.

Aber so wenig wie ihr Mund bei den Treffen stillsteht, liegen auch ihre Hände untätig herum. „Es war schon beim ersten Treffen klar, dass wir was machen würden“, sagt die 51-jährige Neusserin und lacht, „also reden wir die Nächte durch und filzen.“ Und die Facebook-Gruppe „Quatschfilz“ haben sie gegründet.

Das Geländer an der Neustraße hatte Kerstin Bischof schon lange im Auge, zeigte es beim letzten Besuch ihrer Freundin Simone. Den letzten Schub bekam die Idee, als sie durch einen Tipp feststellte, dass man Filz nicht immer nur nähen muss, sondern auch mit der Heißpistole kleben kann.

Kerstin Bischof über ihr nächstes Projekt

„Das ist für die Arbeit in meinen Kursen mit Kindern eine große Arbeitserleichterung“, sagt die Filzerin, die ansonsten vor allem Kleidungstücke fertigt (die natürlich genäht werden) und auf Kunsthandwerkermärkten verkauft.

Damit war das entscheidende Problem für die Monsterparade an der Neustraße gelöst. Beiden Frauen war es wichtig, dass die Monsterchen nach und nach von Passanten mitgenommen wurden. Es habe ein bisschen gedauert, sagt Bischof, die sich mehrfach als Beobachterin dort postiert hatte, bis die ersten sich trauten, die langen Filzbänder zu lösen. „War auch nicht ganz einfach“, erzählt sie lachend, „vor allem nach dem ersten Regen.“ Gleichwohl freut sie sich sehr, dass sie und ihre Mitfilzerin sogar wissen, wo sieben der 13 Figuren gelandet sind. „Damit hatten wir nicht gerechnet.“

Über ihre „Quatschfilz“-Gruppe haben sie sogar erfahren, dass ihr „Grünling“ von einer Lehrerin nicht nur einen neuen Namen bekam, sondern nun als Klassenmonster „Zottelo“ mit Kindern die Stadt entdeckt und sie neugierig nach anderen Filzfiguren Ausschau halten lässt. Die werden auch kommen, verspricht Kerstin Bischof schon jetzt. Aber ob das wieder kleine Monster werden? „Nein, das wohl nicht“, meint sie schmunzelnd, „aber vielleicht werden es ja Drachen oder so.“