Ins Gewerbegebiet zieht Leben ein

Die Dr. Greve Vermögensverwaltung will im Büropark Hammfeld ein Mehrfamilienhaus mit 100 Wohneinheiten errichten.

Neuss. Wenn im Büropark Hammfeld Feierabend ist, ist das Quartier tot, keine Menschenseele mehr auf der Straße zu sehen. Seit Jahren verfolgt die Stadt den Plan, das Gewerbegebiet zu einem lebendigen Quartier zu entwickeln. Bislang ohne Erfolg. Nun aber will die Dr. Greve Vermögensverwaltung aus Hamburg an der Hellersbergstraße ein vier-, vielleicht fünfgeschossiges Mehrfamilienhaus mit bis zu 100 Wohneinheiten errichten.

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Für Planungsdezernent Christoph Hölters ist das — endlich — der Einstieg in die Revitalisierung des Hammfeldes. Der Rahmenplan liegt schon seit September 2014 fertig in der Schublade, nun wird die Sache plötzlich dringend. Der Bebauungsplan, dessen Aufstellung der Planungsausschuss am Mittwochabend auf den Weg brachte, soll in einem beschleunigten Verfahren durchgezogen werden.

Ausgangsidee der Planer war und ist es, die vielen Freiflächen zwischen den Bürohäusern im Hammfeld für den Bau von Wohnungen und Infrastruktureinrichtungen in einem neuen Stadtteil zu nutzen. Auch die Umnutzung von nicht mehr benötigten Büroflächen sollte möglich sein. „Aber nur, wenn der Besitzer das mitmacht“, stellt Hölters klar. Überhaupt steht und fällt das Projekt mit der Kooperationsbereitschaft der Haus- und Grundbesitzer im Hammfeld - und der Rücksichtnahme auf die bisherige Nutzung. „Wir planen nicht gegen Büroarbeitsplätze oder einen intakten Bestand“, sagt Hölters.

Die Stadt hätte sich zum Einstieg in das Projekt einen echten Hingucker im Zentrum des Hammfelds gewünscht. Die Hellersbergstraße markiert eher den Rand. Allerdings wird sie künftig sehr viel wichtiger werden, weil ihr mit der Bebauung der angrenzenden Sauerkrautfabrik Leuchtenberg die Funktion einer Erschließungsstraße zufällt. So werden das Hammfeld und dieses ehemalige Fabrikgelände verklammert, das wiederum in direkter Verbindung und Nachbarschaft zum neuen Stadtteil auf dem Alexianer-Gelände liegt.

Der sich so abzeichnende städtebauliche Entwicklungsschwerpunkt der kommenden Jahre lässt auch andere Vorhaben wieder wahrscheinlicher werden. Ingrid Schäfer (CDU) nannte dazu die Verlängerung der Linie 79 ins Hammfeld, für die es dann mehr Bedarf gebe, oder den Aufbau eines Wohnangebotes für Studenten.

Das erste Wohngebäude entsteht auf der Rückseite der ehemaligen Polizei-Weiterbildungsakademie. Sie ist in dem angestrebten gemischten Quartier nicht für Wohnzwecke vorgehen. Mit dem Wohnkomplex wird auch ein Wegenetz geplant und gebaut — vom Rennbahnpark quer durch das Hammfeld in den Rheinpark. „Eine runde Sache“, wie Sascha Karbowiak (SPD) meint. Dieser Weg verläuft nördlich des geplanten Wohnhauses und soll vor diesem zu einem kleinen Platz aufgeweitet werden.

Das erste Wohnhaus im Hammfeld soll Signalwirkung haben und andere zu Investitionen motivieren. Entsprechend viel Aufmerksamkeit wird den Entwürfen gewidmet, die auch den Gestaltungsbeirat passieren müssen.

Strittig war im Ausschuss die Frage, ob der Investor auf den Ratsbeschluss festgenagelt werden soll, der bei Wohnungsbauvorhaben dieser Größe eine Quote von 25 Prozent für bezahlbaren Wohnraum fordert. SPD und Linke waren dafür, Manfred Bodewig (FDP) aber wünschte sich in diesem Punkt mehr Fingerspitzengefühl. Zumal die Greve-Vermögensverwaltung noch andere Flächen im Hammfeld besitzt und man sich ein weiteres Engagement dort wünscht. „Endlich ergreift ein Investor die Initiative, diese Brache zu entwickeln“, sagte er. Dem stimmte auch Schäfer zu. Es sei schließlich ein Wagnis, als Erster mit dem Wohnungsbau in unbewohnter Umgebung anzufangen. Als Kompromiss wurde beschlossen: Die Quote gilt auch für Greve — doch muss er sie erst in der Addition aller seiner Vorhaben erfüllen.