Jochen Adomeit — im doppelten Sinne Dauerläufer

Der 74-Jährige gehört deutschlandweit zu den schnellsten Langstreckenläufern. Zu seiner Bundeswehr-Zeit hat er sein Talent entdeckt.

Foto: Falk Janning

Meerbusch. Für den 74-jährigen Strümper Jochen Adomeit gibt es praktisch keinen Tag im Jahr, an dem er nicht seiner großen Leidenschaft nachgeht, dem Laufen. 3000 Trainingskilometer legt er jedes Jahr zurück und gehört zu Deutschlands vier schnellsten Langstrecklern seines Alters. Und die Fitness sieht man dem früheren Kriminalhauptkommissar auch an: Wer den drahtigen Mann nicht näher kennt, der schätzt ihn 20 Jahre jünger, er würde tatsächlich als Mittfünfziger durchgehen.

Laufen ist auch im Alter das Lebenselixier von Jochen Adomeit, der immer noch viel Spaß und Entspannung verspürt, wenn er sich auf die Laufstrecken begibt. Und auch die Motivation ist noch da, wie er berichtet. „Mich treibt ständig der nächste Wettkampf an, den ich unbedingt gewinnen will“, sagt er. Viermal in Folge ist er bis zuletzt beim Berlin-Halbmarathon als Erster über die Ziellinie gelaufen. In diesem Jahr möchte er den fünften Titel holen.

So schnell wie er sind nur wenige in Deutschland. 21:30 Minuten hat er jüngst für die Fünf-Kilometer-Distanz benötigt — eine Bombenzeit. Und auch die Zahl seiner Konkurrenten wird in den Altersklassen immer kleiner. Bei der M 70 nahmen in Berlin immerhin noch 40 Gleichaltrige teil, bei der M 75 waren es nur noch 20 und bei der M 80 nur noch fünf Läufer. „Ich bin mal gespannt, ob ich mit 80 noch dabei bin“, sagt er.

Adomeit, der 1956 gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Schwester aus Schönwalde in den Westen flüchtete, entdeckte sein Lauftalent während seiner Zeit bei der Bundeswehr. Da lief er auf der 5000-Meter-Distanz allen davon. Später feierte er auch bei der Deutschen Polizeimeisterschaft Erfolge. 1969 war er bei einem ersten Volkslauf dabei. Seinen ersten Marathon lief er 1980 in 3:15 Stunden. Seine sportlich beste und erfolgreichste Zeit habe er in den Jahren zwischen 1986 und 1996 gehabt, sagt Adomeit. Da lief er seine persönliche Marathon-Bestzeit von 2:29 Stunden. Während dieser zehn Jahre absolvierte er ein enormes Pensum, legte insgesamt 50 000 Kilometer zurück, bestritt die meisten seiner insgesamt 55 Marathonläufe und wurde Weltmeister auf der historischen Strecke im griechischen Marathon. Während der Vorbereitungszeiten für die 42,195-Kilometer-Wettkämpfe rannte er damals morgens ab 5.15 Uhr von Strümp aus zu seinem Arbeitsplatz in der Polizeidienststelle an der Tannenstraße und am Nachmittag wieder zurück. Im Jahr 2000 gönnte er sich dann eine Pause. „Ich habe keine Wettkämpfe mehr bestritten. Ich wollte etwas den Druck rausnehmen“, sagt er.

Mit einem Spendenlauf von Berlin nach Saarbrücken, zu dem ihn ein Freund überredete, flammte die Liebe wieder auf und ist bis heute ungebrochen. Für Adomeit hat der Sport an der frischen Luft existenzielle Bedeutung. Und aus diesem Grund ist er auch so zornig darüber, dass „die Leichtathletik in Meerbusch am Boden liegt“, wie er sagt. Er kann überhaupt nicht verstehen, dass die Stadt beim Bau der Kunstrasen-Fußballplätze nicht gleich auch die Laufbahnen mit einem neuen Belag versehen hat. „Das war eine einmalige Chance, das relativ günstig zu bekommen. Aber das hat man sich gespart, weil die Leichtathleten keine Lobby haben.“ Und so gibt es weiterhin in der Stadt keine einzige Kunststoff-Laufbahn, dafür drei Aschebahnen, die sich in einem katastrophalen Zustand befinden und nicht genutzt werden können. Beim Osterather TV hat jüngst eine Übungsleiterin wegen des Mangels an Trainingsmöglichkeiten sogar aufgegeben.

Adomeit hat sich vor einigen Jahren einer ambitionierten Laufgruppe des OTV um Peter Müller-Mannhardt angeschlossen. Dort hat er auch großen Spaß daran, etwas von seinem Wissen und seiner Erfahrung zu vermitteln.