Jüchen: Garzweiler - Der Minister am großen Loch

NRW-Bauminister Oliver Wittke schaute sich am Dienstag im RWE-Tagebau und in den Neubaugebieten der Umgesiedelten um.

<strong>Jüchen. Wittke steht zwischen den Gräbern. Sein Blick stolpert von den tadellosen Backsteinmauern auf die polierten Grabsteine neben dem hellgrün sprießenden Rasen und schließlich hinüber zur Friedhofskapelle. Auch die ist neu. Wie überhaupt alles hier. "Da kann ich mir vorstellen, dass das einen Aufschrei in der Bevölkerung gegeben hat", sagt Oliver Wittke. 600 Tote, allesamt umgebettet ins aus dem Boden gestampfte Ozenrath-Spenrath, damit die Bagger nach Braunkohle buddeln können. "Mein Gott", entfährt es dem Mann, der seit 2005 Bauminister in NRW und am Dienstag gekommen ist, um sich zum ersten Mal "die Sache mit Garzweiler" anzusehen. Tagebau: Das ist etwas Anderes als die Zechen, die er aus dem heimischen Gelsenkirchen im Steinkohlerevier kennt.

Er wendet sich um und jenem Ortsbild zu, das er soeben "beeindruckend" genannt hatte, das aus 400 Häusern besteht, keines davon älter als acht Jahre, und das irgendwie "zeigt, was man so alles machen kann". Ein "gutes Beispiel für eine gelungene Umsiedlung", weiß er nach 15 Minuten auf dem Marktplatz im Örtchen.

Alles ist gut in Ozenrath? "Nein", sagt Wittke. "Mit Geld ist viel machbar, das sieht man hier. Aber der Verlust der Heimat ist nicht finanziell gutzumachen. Heimat ist nicht zu kaufen."

Das war damals. Heute sei es in Düsseldorf ruhig geworden um Garzweiler, sagt Wittke. In seinem Ministerium zumindest melde sich keiner der Anwohner mehr mit Beschwerden. "Ein gutes Zeichen."